28. Januar 2022

Marburg und der programmierte Eklat

Quelle: ideaSpektrum Nr.17, 22.April 2009, idea.de

Der Leiter einer kritisierten Organisation bezieht Position
Markus Hoffmann

„Aus großer Macht folgt große Verantwortung!“ Diese einfache und eingängige Philosophie lernen wir vom Comic-Helden Spiderman. In unserer medienbestimmten Kommunikationsgesellschaft wird Macht durch Sprache, durch den Gebrauch von Worten ausgeübt – und besondere Verantwortung ist von solchen zu verlangen, die Sprache machen und Sprache verbreiten.

Unterstellungen und Weglassungen
Die wichtigsten Mechanismen zum Missbrauch der journalistischen Macht sind „Unterstellungen und Weglassungen“. Sie hat aktuell der Kommunikationswissenschaftler Prof. Wolfgang Stock den Autoren des Buches „Mission Gottesreich“ bescheinigt, die evangelikale Christen rundweg als Fundamentalisten darstellen. Ähnliche Kritik trifft in diesen Tagen besonders den evangelikal orientierten Internationalen Kongress der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge vom 20. bis 24. Mai in Marburg. Journalisten bezeichnen ihn einfach als „Homoheiler-Kongress“ und ignorieren schlicht, dass es dabei überhaupt nicht um Homosexualität, sondern um Identität geht. Erklärungen der an 3 (!) von 120 Seminaren des Kongresses beteiligten Organisationen, die als „Homoheiler“ diffamiert werden – „Wüstenstrom“ und das Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft –, werden überhaupt nicht beachtet. Der Ignoranz folgt dann die Unterstellung: Man spricht von „Gehirnwäsche“, „Homophobie“ und „Umpolungsseminaren“ – schlicht deshalb, weil diese Organisationen von Veränderungen der sexuellen Orientierung berichten oder sich für Menschen einsetzen, die aus persönlichen (z. B. ethischen) Gründen nicht als Homosexuelle leben wollen. Die Vorwürfe gegen die beiden christlichen Organisationen sind nach Inhalt und maßloser Wortwahl so absurd, dass man das Ganze für eine Satire halten könnte und nur darauf wartet, dass sich bei so viel Irrationalität irgendwann einmal bei jemandem das Gewissen einschalten müsste. Stattdessen erzeugen irrationale Vorwürfe schnell überbordende Emotionen und schon werden Proteste von gewaltbereiten Aktionsbündnissen angekündigt. Beim Christival im letzten Jahr in Bremen haben wir erlebt, dass es dazu kommen kann.

Was letztlich bezweckt wird
Was aber wird mit all dem letztlich bezweckt? Aufschluss gibt uns ein Mitglied des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland, der Grünen-Politiker Volker Beck, der zum Kongress im Blick auf die Seminare zum Thema Identität (die angeblichen „Homo-Heiler“-Seminare) sagte: „Es gibt Positionen, mit denen diskutiert man einfach nicht auf einer Ebene!“ Es geht also darum, Meinungen aus der öffentlichen Diskussion auszuschließen. Damit geht es nur noch um Ächtung. Sie dient einer zutiefst antidemokratischen und antipluralistischen Zielsetzung – gegen Meinungsfreiheit, gegen Religionsfreiheit und gegen die Freiheit der Wissenschaft.
„Aus großer Macht folgt große Verantwortung!“ – Das scheinen viele Journalisten und Politiker (die ähnlich wie die Journalisten reden) noch nicht verstanden zu haben. Wir Christen sollten in Wahrheit und Liebe Verantwortung von ihnen einfordern. Dazu müssen wir aber auch selbst Verantwortung übernehmen – für das, was wir sagen, und für das, was wir tun!

(Der Autor, Markus Hoffmann (Tamm bei Ludwigsburg), ist Leiter der Beratungsorganisation wüstenstrom e.V. und Autor des Seelsorgeprogramms „Aufbruch Leben“.)