19. Januar 2022

Propaganda mit Statistik

Quelle: jungefreiheit.de

Foto: Thomas Schneider/agwelt

von Michael Paulwitz

Der allgemeine Vertrauensverlust in Institutionen und offizielle Verlautbarungen macht auch vor der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) nicht halt. Zehn Prozent weniger Straftaten im vergangenen Jahr! Stärkster Kriminalitätsrückgang seit 25 Jahren! So tönen die Vorabmeldungen zur PKS für 2017. Die Springer-Presse durfte als erste reingucken, alle anderen schreiben davon ab.

Da freuen sich die Profi-Verharmloser, von Spiegel Online-Augstein bis BamS-Hollstein: Ist ja alles gar nicht so schlimm, die „rechten“ Panikmacher sind widerlegt. Und die Bürger fragen sich verwundert, wie das denn mit den täglichen Messer- und Sexattacken-Meldungen und all den „No Go Areas“ zusammenpaßt, warum sich Frauen trotzdem nicht mehr nachts auf die Straße trauen und ihre Kinder abends nicht mehr alleine Straßenbahn fahren oder am Hauptbahnhof umsteigen dürfen.

Die Absicht ist leicht zu durchschauen. Vorabinformationen werden gezielt an ausgewählte Medien durchgestochen, um der Geschichte den richtigen Dreh zu geben. Wenn dann zwei Wochen später die komplette Statistik veröffentlicht wird, ist die Sau schon längst durchs Dorf getrieben. Ganz geht die Strategie trotzdem nicht auf.

Weniger angezeigte Eigentumsdelikte, mehr Gewalttaten

Im Hause Springer selbst nennt die Welt die Haken dieser Statistik beim Namen: Die Gesamtkriminalität ist zwar niedriger als im Vorjahr, aber immer noch deutlich höher als in den Jahren 2013 bis 2015, also vor dem „Willkommensputsch“ der Grenzöffnung. Das gilt auch für die Gewaltdelikte: Die mögen an Zahlen leicht abgenommen haben, dafür ist die Intensität und Brutalität erschreckend gestiegen.

Mord, Totschlag, Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe haben gegenüber 2014 deutlich zugenommen. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger ist alarmierend hoch, bei Tötungsdelikten sind die absoluten Zahlen von Nicht-Deutschen und Deutschen annähernd gleich, obwohl letztere einen siebenmal höheren Bevölkerungsanteil haben.

Auf einmal stehen die üblichen Beschwichtiger als Zyniker da, die sich über den Rückgang von Wohnungseinbrüchen und Diebstählen freuen, aber über die gestiegene Unsicherheit durch Gewaltkriminalität nur die Schultern zucken. Der statistische Kriminalitätsrückgang geht vor allem auf eine sinkende Zahl von Eigentumsdelikten zurück.

Polizeiliche Kriminalitätsstatistik ist überholt

Sei es, wie im Fall der Wohnungseinbrüche, durch polizeiliche Schwerpunktbildung und erhöhten Fahndungsdruck, sei es, weil resignierte Bürger Taschendiebstähle und andere Klauereien gar nicht mehr anzeigen, weil es sowieso nichts bringt.

Die statistischen Kapriolen, die im krassen Widerspruch zur Erfahrung und Lebenswirklichkeit der Bevölkerung stehen, delegitimieren nicht die Sorgen und Ängste der Bürger, sondern lassen vielmehr die bisherige Statistik-Praxis fragwürdig erscheinen. Was nicht registriert wird – weil die Bürger resignieren und gar nicht mehr zur Polizei gehen, weil sie dort durch Entmutigung von der Anzeigeerstattung abgebracht werden, oder weil auf politischen Druck Straftaten bestimmter Gruppen vielfach nicht erfaßt oder nicht veröffentlicht werden, findet in der Statistik auch nicht statt.

Statt der methodisch überholten PKS wäre daher ein umfassender jährlicher Sicherheitsbericht vonnöten, der auch das Dunkelfeld nicht erfaßter Straftaten durchleuchtet und auch jene Verstöße und Übergriffe verzeichnet, die strafrechtlich nicht relevant sind, aber rechtstreuen Bürgern trotzdem den öffentlichen Raum zur Hölle machen, aus der sie sich verdrängen lassen. So wie sie derzeit betrieben wird, ist die Polizeiliche Kriminalstatistik ein fragwürdiges und für propagandistische Manipulationen anfälliges Instrument.