30. Juni 2022

Münchener Islamzentrum vor dem Aus

Quelle: jungefreiheit.de

MÜNCHEN. Die Pläne für ein Islamzentrum in München sind vorerst geplatzt. Wie der Vorsitzende des Münchner Forums für Islam, Benjamin Idriz, der Evangelischen Nachrichtenagentur idea mitteilte, fehlt das benötigte Geld. Die Stadt hatte dem Forum eine Frist bis zum 30. Juni gesetzt. Bis dahin hätte es rund 4,5 Millionen Euro aufbringen müssen, um der Stadt das Grundstück abkaufen zu können.

Da ein Geldgeber aus Saudi-Arabien seine Spendenzusage von drei Millionen Euro kurzfristig zurückgezogen habe, könne die Summe nicht rechtzeitig aufgebracht werden, sagte Idriz. In einem Schreiben habe der potentielle Großspender mitgeteilt, daß die saudische Regierung seine Unterstützung verhindert habe. Idriz macht dafür Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) verantwortlich. Er hatte Saudi-Arabien kritisiert, den Bau von Moscheen in Deutschland voranzutreiben.

Idriz hält an Plan fest

Das Münchner Forum für Islam wollte auf dem Grundstück neben einer Moschee unter anderem eine Bibliothek und eine Akademie für Begegnungen bauen. Der Plan, in München eine repräsentative Moschee zu errichten, sei damit aber nicht vom Tisch, unterstrich Idriz gegenüber idea. Das Münchner Forum für Islam suche jetzt Spender in Deutschland. Der Verein bekennt sich nach eigenen Angaben zur Förderung eines friedlichen und demokratischen Islam.

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) reagierte laut Bayerischem Rundfunk enttäuscht. Das Forum trage mit seiner vorbildlichen Arbeit im interreligiösen Dialog zum gelingenden Miteinander in der Stadt bei. Sein Vorgänger Christian Ude (SPD), der im Kuratorium des Forums sitzt, bedauerte ebenfalls das vorläufige Aus. Ein Dialog zwischen Moslems und Nichtmoslems werde immer wichtiger, weil die Spannungen größer würden.

Evangelische Kirche unterstützte das Bauvorhaben

Für den Bau des islamischen Zentrums hatte sich auch der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm eingesetzt, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Er begründete seine Mitwirkung im Kuratorium des Zentrums mit der Absicht, solche Moslems zu ermutigen, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzten.

Das nun vorerst gescheiterte Islamzentrum sorgte in Bayern immer wieder für Aufsehen. Die Stadt München lehnte 2014 ein von der Partei „Die Freiheit“ initiiertes Bürgerbegehren mit 60.000 Unterschriften wegen formeller Fehler ab. Idriz und seine islamische Gemeinde Penzberg wurden von 2007 bis 2010 wegen des Verdachtes islamistischer Umtriebe im bayerischen Verfassungsschutzbericht erwähnt. (idea/ho)