25. Mai 2022

Wenn der Asylant zum Neuankömmling wird

Quelle: jungefreiheit.de

von Felix Krautkrämer

Mit der Sprache ist das schon so eine verflixte Sache. Was gestern noch ein völlig normaler, gebräuchlicher und unverdächtiger Ausdruck war, kann heute schon als vorurteilsbeladener, kulturunsensibler, nicht geschlechtergerechter oder schlicht rassistischer Begriff gelten. Ob Negerkuß, Student oder Zigeuner: die Liste der „verbotenen“ Wörter wächst von Tag zu Tag.

Für Menschen, die mit der Aneinanderreihung von Worten, also dem Schreiben, ihr Geld verdienen, kann dies mitunter recht kompliziert werden. Schließlich tummeln sich gerade in dieser Berufssparte zahlreiche politisch-korrekte Sprachwächter, die nur darauf lauern, ihre Empörung über die vermeintlich falsche Wortwahl eines Kollegen öffentlich zu machen.

„Asylantenschwemme“ ist ein No-Go

Wie gut, daß es jetzt Hilfe gibt. Die Neuen deutschen Medienmacher, quasi die Gelben Engel der schreibenden Zunft, haben kürzlich die dritte erweiterte Auflage ihrer „Formulierungshilfen für die Berichterstattung im Einwanderungsland“ herausgebracht. Neben Tips für die korrekte Schreibweise bei Artikeln über Kriminalität von „Diverskulturellen“ (Menschen aus Einwandererfamilien) enthält der Ratgeber auch ein Kapitel zum Thema Asyl.

Darin lernen wir gleich, daß der Begriff „Asylant“ negativ konnotiert ist, da er häufig dann verwendet wird, wenn „Geflüchtete“ als Bedrohung oder Belastung betrachtet werden. „Asylantenschwemme“, „Asylantenflut“ oder „Asylantenstrom“ sind natürlich absolute No-Gos, denn mit ihnen werden die „Geflüchteten“ mit Naturkatastrophen gleichgesetzt. Dies gilt auch für den Ausdruck „Flüchtlingswelle“. Die Experten raten daher zur Verwendung des Begriffes „Zuzug“.

Komplizierter wird es mit dem Wort „Asylbewerber“, denn, so die Neuen deutschen Medienmacher, dieses suggeriere, die nach Deutschland kommenden Menschen würden sich um Asyl bewerben. Asyl sei aber ein Grundrecht, um das man sich nicht bewerbe, sondern das jedem zustehe. Besser wäre es daher: „Asylsuchende“, „Geflüchtete“ oder „Schutzsuchende“ zu schreiben.

„Rechtsextreme“ statt „Asylkritiker“

Ganz einfach verhält es sich dagegen mit der Suche nach der passenden Formulierung für diejenigen, die der unkontrollierten Masseneinwanderung Hunderttausender Illegaler eher kritisch gegenüberstehen. Sie können nach Ansicht der Sprachwächter schlicht als „Rechtsextreme“ bezeichnet werden. Das Recht auf Asyl sei im Grundgesetz festgeschrieben, wer dies ablehne ein Verfassungsfeind.

„Menschen mit rechtsextremen Positionen“ dürften in der Berichterstattung auch als „Rechtsextreme“ bezeichnet werden, beruhigen die Ratgeber. Begriffe wie „Asylgegner“ oder „Asylkritiker“ seien dagegen Euphemismen, die es zu vermeiden gelte.