17. September 2021

Wowereit wegen Gülen-naher Schirmherrschaft in der Kritik

Quelle: jungefreiheit.de

Klaus Wowereit, Foto: klaus-wowereit.de

BERLIN. Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ist aus Reihen der eigenen Partei für seine Schirmherrschaft über die deutsch-türkische Kulturolympiade kritisiert worden. Wie Spiegel-Online berichtet, soll die Veranstaltung von Anhängern der Gülen-Bewegung organisiert worden sein. Die vom einflußreichen Prediger Fethullah Gülen gegründete Sekte besitze einen „intransparenten, integrationsgefährdenden und ultrakonservativen Charakter“, heißt es in einem Brief des Vorsitzenden der SPD-Arbeitsgruppe „Migration und Vielfalt Berlin“, Aziz Bozkurt.

Gülen sei in der Türkei als „Bollwerk gegen sozialdemokratische Bewegungen“ gegründet worden, kritisiert Bozkurt. Durch ihr „antidemokratisches Verhalten“ besitze sie auch eine Verantwortung für die „Gleichschaltung der Exekutive und der Judikative sowie der Medien“ in der Türkei, heißt es weiter in dem Schreiben. Wowereit solle daher seine Schirmherrschaft für das Nordfinale des Talentwettbewerbes überdenken. Organisiert wird die Veranstaltung vom Dachverband Acadamy in Frankfurt am Main. Dieser bestreitet, Teil der Gülen-Bewegung zu sein.

Beinahe einen SPD-Ortsverband gekapert

Die Gülen-Bewegung, die weltweit Millionen Anhänger besitzt, ist seit rund zwanzig Jahren auch in Deutschland aktiv. Ihr nahestehende Privatschulen befinden sich in Berlin, Köln, Stuttgart und anderen deutschen Großstädten. Zwar ist der Unterricht in den Schulen an staatlichen Lehrplänen ausgerichtet, doch bei Freizeitangeboten, Nachhilfetreffs und in „Lichthäuser“ genannten Studentenwohnheimen, von denen es allein in Berlin mehr als zwanzig geben soll, werde laut Aussteigern ideologisch indoktriniert und Druck auf die Teilnehmer ausgeübt.

Die Bewegung selbst betont stets, deutsche Politiker und Journalisten würden ihre Vereine und Initiativen unterstützen. Ein Sprecher des Berliner Senats bestätigte, bereits in der Vergangenheit mit dem Trägerverein der Veranstaltung zusammengearbeitet zu haben. Dabei sei alles korrekt abgelaufen. Im vergangenen Sommer wurde bekannt, daß der Leipziger Ortsverband der SPD wahrscheinlich beinahe von türkischstämmigen Gülen-Anhängern übernommen worden wäre. (FA)