26. Oktober 2021

Kelle: Feminismus ist Steigbügelhalter eines üblen Kapitalismus

Quelle: jungefreiheit.de

Birgit Kelle, Foto: facebook Birgit Kelle

FRANKFURT/MAIN. Mit einem Plädoyer für mehr Männlichkeit von Birgit Kelle endete der zweite Vortrag am Buchmessestand der JUNGEN FREIHEIT.

„Männer müssen anfangen ihre Männlichkeit zu verteidigen“, forderte die Publizistin im Gespräch mit JF-Chefredakteur Dieter Stein. Die Gesellschaft sei derzeit vor allem darauf aus, Rollen aufzubrechen. Männer die sich verhielten wie Frauen und Frauen, die sich verhielten wie Männer erhielten breite Zustimmung aus Politik und Medien.Darunter litten vor allem männliche Kinder und Jugendliche. „Jungs sind anders, man kann Jungs nicht zum besseren Mädchen umerziehen, das funktioniert einfach nicht“, sagte die vierfache Mutter. Jungs bräuchten Heldenfiguren, mit denen sie sich identifizieren könnten. Es sei vor allem an den Vätern, ihren Jungs ein solches Vorbild zu sein.

Die Idee für ihr Buch „Dann mach doch die Bluse zu“, das sie auf der Buchmesse vorstellte, sei ihr nach diversen Talkshows im Zuge der Sexismusdebatte um FDP-Politiker Rainer Brüderle gekommen. „Ich habe festgestellt: Ich bin kein Opfer, ich hab mich einfach nicht wiedergefunden in der Debatte.“ Schlimm sei vor allem, daß dadurch der echte Sexismus, unter dem die Frauen litten, in einer „Masse von Banalitäten“. völlig verdrängt worden sei, kritisierte sie. Kelle ist sich sicher, für die schweigende Mehrheit der Frauen zu schreiben. Jede Frau dürfe heute als „Heimchen am Hemd“ beschimpft werden, ohne daß sich irgendjemand daran störe. „Früher mußten wir uns von Männern erklären lassen, welches Leben wir zu führen haben, heute müssen wir es uns von Frauen erklären lassen.“

„Rush-Hour des Lebens“

Über die Familienpolitik in Deutschland und die Diskussion um Vereinbarkeit von Beruf und Familie sagte Kelle: „Wir haben keine Wahlfreiheit, wenn der eine Weg gelobt und der andere beleidigt wird.“ Es sei eine seltsame Allianz aus Wirtschaft und Feminismus, die den Weg für diese Entwicklung bereitet habe. Der Feminismus sei dabei der „Steigbügelhalter eines üblen Kapitalismus“. Familien hätten zudem den Nachteil, daß sie keine Lobby hätten. Sie befänden sich in der „Rush-hour“ des Lebens. Andere Gruppen seien lauter und hätten mehr Zeit und Geld. (tb)