29. Januar 2022

Özdemir bestürzt über neue Pädophilievorwürfe

Quelle: jungefreiheit.de

Ozdemir bestürzt über Pädophilievorwürfe. Foto: Thomas Schneider

BERLIN. Grünen-Chef Cem Özdemir hat bestürzt auf die neuen Pädophilievorwürfe gegen seine Partei reagiert. „Diese Berichte machen uns sehr betroffen“, sagte er der Welt. „Wir nehmen die Informationen, wonach jemand, der Kinder mißbraucht hat, bei den Grünen engagiert war und wonach in dessen Umfeld eine grüne Veranstaltung stattfand, sehr ernst.“ Der Fall zeige, wie notwendig die vom Grünen-Bundesvorstand beschlossene Aufarbeitung der Parteigeschichte sei.

Die Welt am Sonntag hatte zuvor berichtet, daß in den Achtziger Jahren das damalige Landesvorstandsmitglied in Nordrhein-Westfalen, Hermann Meer, an sexuellen Übergriffen in einer Wohngemeinschaft beteiligt gewesen sein soll. Dies hätten zwei ehemalige WG-Mitglieder ausgesagt. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Michael Grosse-Brömer (CDU), kritisierte daraufhin: „Das Pädophilieproblem der Grünen wird offenkundig immer größer.“

Die Grünen müßten die Vorgänge noch vor der Bundestagswahl aufklären und den moralischen Ansprüchen gerecht werden, die sie sonst stets an andere stellten.

Grünen-NRW-Chef Lehmann: „Heute wäre das nicht mehr möglich“

Auch der Grünen-Landesvorsitzende von Nordrhein-Westfalen, Sven Lehmann, bedauerte die Vorfälle: „Hermann Meer lebt nicht mehr und kann leider nicht zur Verantwortung gezogen werden. Aber die Opfer haben ein Recht auf schonungslose Aufklärung.“

Leider habe es Anfang der Achtziger Jahre auch eine falsch verstandene Toleranz gegenüber Pädophilen gegeben. Diese hätten zu lange agieren dürfen, ehe ihnen ein Riegel vorgeschoben worden sei. „Heute wäre das nicht mehr möglich“, versicherte Lehmann.

Ende Mai hatten die Grünen beschlossen, den Einfluß von Pädophilen in der Frühphase der Partei untersuchen zu lassen. Verantwortlich für das Projekt ist der Politologe und Chef des Göttinger Instituts für Demokratieforschung, Franz Walter.

Auslöser der Untersuchung war die Debatte um die Verleihung des Theodor-Heuß-Preises an den Grünen-Europaabgeordneten Daniel Cohn-Bendit. Diese war im April von CDU und FDP wegen Cohn-Bendits früherer Äußerungen über Intimitäten mit Kindern scharf kritisiert worden. (krk)