29. Mai 2022

Meck-Pomm: Stasi-IM erhielt Unternehmerpreis

Quelle: DDR Opferhilfe

Wessen Brot… Foto: Thomas Schneider

Der Chef der Greifswalder Medigreif-Gruppe, Dietmar Enderlein erhielt vorgestern von Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) für sein Lebenswerk einen Unternehmerpreis.

Die Verleihung des Unternehmerpreises Mecklenburg-Vorpommerns an einen Stasi-Spitzel hat bei den ehemals politisch Verfolgten der SED-Diktatur für Empörung gesorgt. Der Minister müsse auf erklären, wieso er ausgerechnet einen Stasi-Spitzel ehrt, forderte der SED-Opferverband.

Jahrelange eifrige Spitzeltätigkeit

Ronald Lässig, Vorsitzender der DDR-Opfer-Hilfe, sagte:

„Das ist für die ehemals politisch Verfolgten ein Schlag ins Gesicht. Unsere Mitglieder können nicht erkennen, dass sich der Preisträger für die Grundwerte unseres demokratischen Gemeinwesens verdient gemacht hat. Beispielhaftes Unterneh-mertum muss untrennbar mit der Achtung unserer Grundwerte verbunden sein. Jahrelange eifrige Spitzeltätigkeit für die SED-Diktatur dürfte nicht dazugehören.“

Auch die Gewerkschaft Ver.di kritisiert, dass Enderlein ausgezeichnet wurde. Er missachte in seinem Unternehmen Arbeitnehmerrechte. Ver.di ist außerdem nichts davon bekannt, dass Enderlein Tariflöhne zahlt. Die Arbeitsbedingungen müssten wesentlich schlechter sein als in anderen Gesundheitsbetrieben der Region.

Enderlein war seit 1985 Stasi-IM

Wie der NDR berichtet, war Enderlein als Oberst der Nationalen Volksarmee Kommandeur der Militärmedizinischen Sektion an der Universität in Greifswald und seit 1985 Stasi-IM: Deckname „Rolf Jakob“. Seine Verpflichtungserklärung unterschrieb Enderlein eine Woche vor seinem 42. Geburtstag in seinem Dienstzimmer. Die Stasi-Akte liegt dem NDR vor.

Enderlein berichtete konspirativ über Mitarbeiter, er erhielt von seinem Führungsoffizier mehrfach Blumen als Anerkennung. Im Mai 1988 beispielsweise rechnete die Stasi für „Sachgeschenke und Blumen“ zum 45. Geburtstag von Enderlein 123,50 Mark ab. Noch im Juni 1989 wurde Enderlein wegen seiner besonderen Treue zur DDR als IM im besonderen Einsatz geworben. Seine Ausbildung war für die Zeit bis 1993 vorgesehen.

[Die DDR-Opfer-Hilfe vertritt die Interessen ehemals politisch Verfolgter und deren Angehöriger Angehöriger und bietet ihnen sowie Sympathisanten eine Heimat. Weitere Informationen auf www.ddr-opfer-hilfe.de].