27. Januar 2022

Streit in der sächsischen Landeskirche – Evangelisationsteam bekräftigt Kritik

Quelle: idea.de

Der Evangelist Michael Kaufmann hat sich selbst bei der Landeskirche angezeigt. Foto: PR

Der Streit in der sächsischen Landeskirche geht weiter. Nachdem die Landeskirche dem Jugendevangelisten Lutz Scheufler Anfang des Monats gekündigt hatte, hat sich nun ein Mitglied des Evangelisationsteams Sachsen – der Evangelist Michael Kaufmann (Foto) – selbst bei der Landeskirche angezeigt.

Breitenbrunn/Dresden (idea) – Die Debatte um die Öffnung des Pfarrhauses für homosexuelle Pfarrer und deren Partner innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens reißt nicht ab. Nachdem die Landeskirche dem Jugendevangelisten Lutz Scheufler (Waldenburg bei Zwickau) Anfang des Monats gekündigt hatte, hat sich nun ein Mitglied des Evangelisationsteams Sachsen – der Evangelist Michael Kaufmann (Breitenbrunn) – selbst bei der Landeskirche angezeigt. Er stehe nach wie vor zu der Erklärung, die er gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Evangelisationsteams Sachsens Anfang Juni unterschrieben hatte. Darin hieß es, man erkenne Landesbischof Jochen Bohl, die Kirchenleitung sowie die Synode wegen ihrer Entscheidung, das Pfarrhaus in seelsorgerlich begründeten Einzelfällen für homosexuelle Paare zu öffnen, nicht länger als geistliche Leitung der Kirche an. Nach Gesprächen der Kirchenleitung mit den der Kirche dienstrechtlich verbundenen Unterzeichnern waren lediglich der Vorsitzende des Evangelisationsteams, Lutz Scheufler, sowie der Evangelist und Prädikant Andreas Riedel vom Dienst suspendiert worden. Während Riedels Suspendierung rasch aufgehoben wurde, war Scheufler schließlich zum 31. März entlassen worden.

Kaufmann: Prüfen Sie, ob ich ebenfalls mit Kündigung rechnen muss!

Mit den anderen beiden kirchlichen Mitarbeitern – Michael Rausch und Michael Kaufmann – hatte es lediglich Gespräche gegeben, in deren Folge es hieß, sie seien zu Erklärungen bereit gewesen, die als hinreichende Klarstellungen hätten angesehen werden können. Kaufmann, der zu 50 Prozent bei der Jugendarbeit des Kirchenbezirks Aue angestellt ist und zu 50 Prozent als Evangelist für das Evangelisationsteam Sachsen arbeitet, betont in seinem Schreiben an die Kirchenleitung nun, er sei auch nach diesen Gesprächen mit Dienstvorgesetzten und dem Landesbischof nicht von der Erklärung des Evangelisationsteams abgerückt. Er stehe nach wie vor dazu und werde sich nicht daran beteiligen, „Gottes Wort vorwitzig in eine menschliche und eine göttliche Seite auseinander zu nehmen, um dann zu entscheiden, was für uns heute noch gilt und was nicht“. Kaufmann bittet die Kirchenleitung daher zu prüfen, „ob ich mit meinem Glaubens- und Schriftverständnis in unserer Landeskirche in der Verkündigung einen Platz habe oder ebenfalls mit einer Kündigung rechnen muss“. Auch die anderen Mitglieder des Evangelisationsteams – darunter der frühere sächsische Jugendevangelist Theo Lehmann – hatten zuvor bereits schriftlich erklärt, die Stellungnahme, in der sie der Kirchenleitung die geistliche Leitung der Kirchen abgesprochen hatten, nicht zurückzunehmen.

Bekenntnis-Initiative: Kündigung zurücknehmen

Die Sächsische Bekenntnis-Initiative forderte die Kirchenleitung indes erneut auf, die Kündigung Scheuflers zurückzunehmen. Die Interessengemeinschaft von derzeit 106 Kirchengemeinden, 253 Gemeinschaften, 32 Gruppen und Werke sowie 7.970 Einzelpersonen hatte sich ebenfalls gegen den Kirchenleitungsbeschluss zur Öffnung des Pfarrhauses für homosexuelle Partner gewandt, Bischof und Synode aber nicht die geistliche Leitung abgesprochen. Stattdessen hatte sie sich ebenso wie die Kirchenleitung für einen zweijährigen Gesprächsprozess zwischen Gegnern und Befürwortern der neuen Regelung stark gemacht. In einer Erklärung vom 14. September bezeichnen die Sprecher der Initiative Scheuflers Entlassung als „ungeistliches Signal“. Eine Kirchenleitung legitimiere sich nicht durch Gesetze, sondern durch Christus: „Geistliche Leitung lässt sich nicht einklagen, sie ist ein Wirken des Heiligen Geistes.“ Wo geistliche Leitung infrage gestellt werde, könnten Liebe und Gehorsam nur durch geistliches Wirken wiederhergestellt werden. Die Entlassung Scheuflers trage auch dazu bei, dass sich Gemeindeglieder, die dem Evangelisationsteam verbunden seien, in der Landeskirche nicht mehr zuhause fühlten. Man werte den Schritt der Kirchenleitung auch als Signal gegen ein ergebnisoffenes Gespräch zwischen Gegnern und Befürwortern einer Öffnung des Pfarrhauses. Scheufler wollte sich wegen eines schwebenden Verfahrens nicht zu den aktuellen Entwicklungen innerhalb des Evangelisationsteams äußern.