20. Mai 2022

Kenia: Anschläge auf Kirchen nach Mord an islamischem Extremisten

Quelle: idea.de

Der radikal-islamische Geistliche Scheich Aboud Rogo. Screenshot: YouTube

Nach der Ermordung des radikal-islamischen Geistlichen Scheich Aboud Rogo (Foto) in der kenianischen Hafenstadt Mombasa ist es zu schweren Angriffen auf Kirchen und christliche Einrichtungen gekommen. Dabei wurden mindestens vier Menschen getötet und 16 verletzt.

Mombasa (idea) – Nach der Ermordung eines radikal-islamischen Geistlichen in der kenianischen Hafenstadt Mombasa ist es zu schweren Angriffen auf Kirchen und christliche Einrichtungen gekommen. Dabei wurden mindestens vier Menschen getötet und 16 verletzt. Die Kirchen riefen Christen zur Zurückhaltung auf. Muslimische Dachverbände verurteilten die Anschläge. Am 27. August war Scheich Aboud Rogo erschossen worden. Unbekannte feuerten Schüsse auf einen Kleinbus ab, in dem außer ihm auch seine Frau und fünf weitere Personen saßen. Rogo wurde von den USA und den Vereinten Nationen verdächtigt, die somalische Shabab-Miliz zu unterstützten, die in Verbindung mit dem Terrornetzwerk El Kaida steht. Er war auch ein Anführer der kenianischen Extremistengruppe Al Hirja, einer Verbündeten der Shabab-Miliz. Nach der Ermordung gingen hunderte junge Leute auf die Straße und verübten Anschläge auf Geschäfte und Kirchen. Eine Handgranate traf Polizisten, die eine presbyterianische Kirche schützen wollten. Dabei wurden nach Angaben der ökumenischen Nachrichtenagentur ENInews (Genf) drei Polizisten und ein Zivilist getötet.

Kirchenrat: Konflikte mit friedlichen Mitteln lösen

Der Generalsekretär des Nationalen Kirchenrats, Peter Karanja (Nairobi), lobte die Christen dafür, dass sie keine Vergeltung geübt hätten. „Wir wollen unsere Konflikte mit friedlichen und rechtlichen Mitteln lösen“, sagte er vor Journalisten. Auch ein Büro des Kirchenrats in Mombasa war angegriffen worden. Kirchenleiter können nicht verstehen, warum die Demonstranten den Mord an dem Scheich mit Christen in Verbindung gebracht haben. Offenbar wurden entsprechende Gerüchte über soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter verbreitet. Führende Repräsentanten der Muslime in Kenia versicherten, dass sie nicht hinter den Anschlägen stecken. „Das Abbrennen von Kirchen ist gegen unseren Glauben. Die Verantwortlichen müssen verhaftet werden“, betonte Scheich Muhdhar Khitamy vom Obersten Rat der Muslime in Kenia.

Schon im Juli Anschläge auf Kirchen

Zuletzt waren am 1. Juli bei Anschlägen auf Kirchen im Nordosten Kenias mindestens 17 Menschen getötet und über 60 verletzt worden. In der Kleinstadt Garissa überfielen vermummte und bewaffnete Männer eine evangelikale und eine katholische Kirche während der Gottesdienste. Alle Angreifer konnten unerkannt entkommen. Hinter den Gewalttaten soll ebenfalls die Shabab-Miliz stecken. Von den 40,8 Millionen Einwohnern Kenias sind 82,6 Prozent Christen, 8,3 Prozent Muslime und 7,2 Prozent Anhänger von Naturreligionen. Der Rest gehört anderen Religionen an.