24. Mai 2022

Kauder: Kirchen sollen einseitiger Förderung von Kinderkrippen widersprechen

Quelle: idea.de

Turm der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde „St. Nicolai“ Bad Blankenburg. Foto: Thomas Schneider

Gegen eine Verunglimpfung von Familien, die ihre kleinen Kinder zu Hause erziehen, hat sich der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, in einem Vortrag während der 117. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg gewandt.

Bad Blankenburg (idea) – Gegen eine Verunglimpfung von Familien, die ihre kleinen Kinder zu Hause erziehen, hat sich der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, gewandt. In einem Vortrag während der 117. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg kritisierte er, dass in der Öffentlichkeit hauptsächlich die Betreuung in Kindertagesstätten und –krippen als das einzig richtige Modell dargestellt werde. Es sei nicht hinnehmbar, dass das geplante Betreuungsgeld für Frauen, die um ihrer Kinder willen auf die Ausübung eines Berufs verzichten, als Herdprämie verspottet werde. „Dagegen müssen wir uns wehren“, sagte Kauder. Seiner Ansicht nach sollte von den Kirchen mehr Widerspruch gegen eine einseitige Förderung von außerfamiliärer Erziehung kommen.

Den Glauben in der Öffentlichkeit bekennen

Kritik übte der Politiker an Niedriglöhnen, die nicht zur Finanzierung des Lebensunterhalts ausreichten, an unbefristeter Leiharbeit und an Unternehmern, die Berufsanfängern nur befristete Arbeitsverträge anbieten. Diese Gepflogenheiten verstößen gegen das christliche Menschenbild, für das die von Gott gegebene Würde des Menschen maßgeblich sei. Allerdings ließen sich christliche Überzeugungen in der Politik nur durchsetzen, wenn sich Christen in der Politik engagierten. Es reiche nicht, dass Christen in Gottesdiensten und bei anderen Zusammenkünften ihre Vorstellungen äußerten. Notwendig sei, sich in der Öffentlichkeit zum christlichen Glauben zu bekennen und in die Gesellschaft hineinwirken zu wollen.

Behinderte Kinder als Gabe Gottes annehmen

Kauder äußerte sich auch zur bevorstehenden Markteinführung des umstrittenen Praena-Tests, mit dem Schwangere frühzeitig erkennen können, ob ihr Kind am Down-Syndrom (Trisomie 21) erkrankt ist. Lebensschutzorganisationen und Behindertenvertreter wollten die Zulassung des Medizinprodukts verhindern, weil sie befürchten, dass ein positives Testergebnis dazu führe, dass Kinder mit Down-Syndrom in der Regel abgetrieben werden. Dazu sagte Kauder, dass man niemandem eine frühzeitige Diagnose verweigern dürfe. Werde ein genetischer Defekt erst spät entdeckt, sei auch noch im achten Schwangerschaftsmonat eine straffreie Abtreibung möglich, obwohl der Embryo dann lebensfähig sei. „Das Problem ist nicht die Diagnose, sondern die abnehmende Bereitschaft, behinderte Kinder als Gabe Gottes anzunehmen“, erklärte Kauder.

Afrika als Europas „großer Bruder“

Bei einem anderen Seminar bezeichnete der CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich Afrika als „großen Bruder“ Europas. Politik und Kirche sollten nicht einen „bedürftigen Kontinent“ sehen, sondern Begegnungen auf Augenhöhe anstreben. Dies bedeute, entwicklungspolitische Leistungen und missionarische Aktivitäten an den Erwartungen der Afrikaner auszurichten, anstatt westliche Verhaltensmuster zu exportieren. „In der Vergangenheit haben wir viel Schuld auf uns geladen“, sagte Heinrich, der vor seiner politischen Karriere Offizier der Heilsarmee war.