28. Mai 2022

Verfolgung wegen Abstammung und Religion

Quelle: idea.de

In Vietnam leiden ethnische und religiöse Minderheiten unter massiven Übergriffen der Behörden. Karte: PR

Die Gesellschaft für bedrohte Völker fordert mehr Einsatz für die Menschenrechte in Vietnam. Ethnische und religiöse Minderheiten litten unter massiven Übergriffen der Behörden. Die christlichen Ureinwohnergemeinschaften seien doppelt gestraft.

Göttingen (idea) – In Vietnam leiden ethnische und religiöse Minderheiten unter massiven Übergriffen der Behörden. Zudem werde Menschenrechtlern gezielt der Zugang zu den Vereinten Nationen (UN) versperrt, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am 26. Juli. „Deutschland muss sich mehr für ein Ende dieser Menschenrechtsverletzungen einsetzen, wenn Vietnam wirklich ein strategischer Partner der Bundesrepublik bleiben soll“, so Asienreferent Ulrich Delius (Göttingen). Jüngstes Beispiel sei die Intervention der vietnamesischen Regierung gegen die Registrierung einer Menschenrechtsorganisation der Khmer Krom als Nichtregierungsorganisation bei den UN. Die „Khmer Kampuchea-Krom Federation“ wollte im UN-Menschenrechtsrat auf die anhaltende Diskriminierung der Khmer Krom sowie auf die Unterdrückung ihres buddhistischen Glaubens aufmerksam machen. Die Behörden übten auch Druck auf die Minderheiten der Hmong und Montagnards-Bergvölker sowie Katholiken, Protestanten und andere Buddhisten aus.

Bergvölker zweifach diskriminiert

Die christlichen Ureinwohnergemeinschaften litten unter doppelter Verfolgung wegen ihres Glaubens und ihrer Abstammung. So ließen die Behörden im Juni zwei neue Kirchen der Hmong im Nordwesten des Landes niederreißen. Die rund 400.000 christlichen Hmong werden laut GfbV schnell verdächtigt, sich gegen die Regierung zu stellen. Nicht besser sei die Lage der protestantischen Montagnards in den Bergregionen Zentralvietnams. Sie können ihren Glauben nur eingeschränkt praktizieren; es gebe ständig Verhaftungen. Zurzeit säßen rund 250 Montagnards meist ohne Gerichtsbeschluss als Glaubens- und Gewissensgefangene hinter Gittern. Auch katholische Gemeinschaften würden eingeschüchtert. Priester aus der zentralvietnamesischen gelegenen Diözese Vinh hätten vor kurzem bei Staatspräsident Nguyen Tan Dung gegen Angriffe von Soldaten und Bereitschaftspolizisten auf eine Kirche protestiert. Dabei seien am 1. Juli 2012 eine Marienstatue zerstört und zahlreiche Kirchenmitglieder geschlagen worden. Als rund 10.000 Christen gegen die Übergriffe öffentlich protestierten, seien Panzer aufgefahren. Von den knapp 89 Millionen Einwohnern der Sozialistischen Volksrepublik sind 52,5 Prozent Buddhisten, 23,2 Prozent Nicht-Religiöse und 9,4 Prozent Christen, meist Katholiken. 1,3 Prozent sind evangelisch. Der Rest gehört Stammes- oder Naturreligionen an.