9. Mai 2021

Proteste gegen Verunglimpfung des Vaterunsers

Quelle: idea.de

Deutsche Evangelische Allianz und größte Freikirche fordern Absetzung eines TV-Spots. Foto: Sat.1

München/Kassel (idea) – Auf Proteste der evangelikalen Bewegung stößt eine Werbung des Fernsehsenders SAT.1 für die Übertragung des Champions-League-Finales zwischen dem 1. FC Bayern München und dem FC Chelsea (London) am 19. Mai in München.

In einem an das Vaterunser angelehnten „Gebet an den Fußballgott“ heißt es: „Lieber Fußballgott, Dein Ball komme, Dein Spiel geschehe, unsere Tore gib uns heute. Und vergib uns unsere Fouls, wie auch wir vergeben den Schiedsrichtern. Führe uns nicht ins Abseits, sondern bewahre uns vor Kontern. Denn Dein ist das Spiel und der Sieg und die Championsleague in Ewigkeit. Auf geht´s.“ Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Michael Diener (Kassel), fordert, den Spot abzusetzen. In einem Beschwerdebrief an den Münchner Sender schreibt er: „Das Vaterunser ist ein Herzstück christlichen Glaubens – es ist ein ‚heiliger Text‘ – und es verletzt darum die religiösen Gefühle vieler Christinnen und Christen, wenn ein derartiger Text einem ‚Fußballgott‘ umgewidmet wird.“ Diener fragt: „Können wir in einer Welt, in der alles immer gleich-gültiger wird, nicht gemeinsam darauf achten, dass die Freude am Fußball nicht durch derartige Entgleisungen beeinträchtigt wird?“ Auch die Verantwortlichen der Deutschen Evangelischen Allianz freuten sich auf das Finale in München und fieberten mit den Bayern um die Krone des europäischen Fußballs: „Wir beten dabei – auch mit den Worten des Vaterunsers – um Bewahrung und ungetrübte Freude für alle Beteiligten. Aber wir möchten darum bitten, dass sich im Vorfeld derartiger Spiele nicht der Kommerz auch noch der zentralsten Gebete unseres Glaubens bemächtigt.“

Scharfe Kritik auch von Baptisten- und Brüdergemeinden

Auch die führenden Repräsentanten des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden) fordern eine Einstellung der Werbung. Der Präsident Hartmut Riemenschneider (Pinneberg bei Hamburg) und Generalsekretärin Regina Claas (Elstal bei Berlin) protestieren gegen die „Verunglimpfung“ des Vaterunsers: „Es verletzt nicht nur unsere religiösen Gefühle, sondern ist für alle Christen eine Zumutung.“ Mit 82.200 Mitgliedern in 809 Gemeinden ist der Bund die größte Freikirche in Deutschland.

Sat.1: Keine Verunglimpfung

Der Sender hat die Kritik inzwischen als unbegründet zurückgewiesen. „Das Ziel dieser Programmankündigung in Gebetsform ist nicht eine Verunglimpfung oder Ironisierung des Glaubens an Gott oder des Vaterunsers als Gebet“, heißt es in einer Stellungnahme der Zuschauerredaktion. Es gehe vielmehr darum, „eine hohe Aufmerksamkeit zu erzielen“ und darum, „auch ironisch auf die häufigen Gottes-Metaphern in der Fußballsprache hinzuweisen“. Man sei überzeugt, „dass durch dieses Vaterunser zum ‚Fußballgott’ ein Reflexionsprozess ausgelöst werden kann über die Angemessenheit dieser Metaphern im Fußballsport“. So werde im Fußballjargon oft vom „Gott Fußball“ oder vom „Fußball-Gott“ gesprochen.