9. Mai 2021

Immer mehr Gewalt gegen Polizisten

Quelle: idea.de

Foto: Daniel Rennen/pixelio.de

Bonn/Bautzen (idea) – Die Gewaltbereitschaft gegen Polizisten hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Das sagte der Öffentlichkeitsreferent der Christlichen Polizeivereinigung (CPV), Prof. Dieter Müller (Bautzen), auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Anlass für seine Äußerungen war der Angriff eines radikalen Muslimen auf drei Gesetzeshüter am 5. Mai in Bonn.

Dabei hatte der 25-Jährige zwei Beamten niedergestochen und so schwer verletzt, dass sie operiert werden mussten. Hintergrund der Attacke war eine Demonstration von 30 Mitgliedern der als rechtsextrem geltenden Bewegung „Pro NRW“ in Bonn, bei der auch Mohammed-Karikaturen gezeigt wurden. Mehr als 500 Muslime hatten sich zu einer Gegendemonstration versammelt, unter ihnen auch gewaltbereite Salafisten. Einige griffen später die Polizei an und bewarfen sie mit Steinen. Daraufhin lösten die Beamten die Demonstration auf. Dabei griff der Täter die Polizisten mit dem Messer an. Er begründetet seine Tat damit, dass Anhänger von „Pro NRW“ Mohammed-Karikaturen zeigen konnten. Das habe die Muslime beleidigt. Gegen den Mann aus Hessen wurde Haftbefehl wegen dreifachen versuchten Polizistenmordes erlassen.

Durchgreifen begrüßt

Müller begrüßte gegenüber idea das Durchgreifen der Behörden in diesem Fall. Gerade Straftaten gegen Polizisten müssten intensiv verfolgt und geahndet werden, denn sie gewährleisteten mit ihrem Leben die Ordnung und Sicherheit im Land. Doch der Respekt davor habe in der Bevölkerung in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen. Einen Grund dafür sieht Müller in einer wachsenden Perspektivlosigkeit gerade junger Menschen; einen anderen in einer Erziehung, die nicht mehr unbedingt zu Achtung und Gehorsam gegenüber Autoritäten aufrufe. Auf die Frage, welche gesellschaftlichen Gruppen besonders zur Gewalt neigten, sagte Müller, dazu gebe es bisher keine gesicherten Erkenntnisse. Allerdings wäre es hilfreich, das einmal untersuchen zu lassen, „um dann präventiv an der Wurzel ansetzen zu können“.

Nur wenige Polizisten nehmen Seelsorge in Anspruch

Müller zufolge leiden viele Beamte nach Gewalterfahrungen unter einem sogenannten „posttraumatischen Belastungssyndrom“. Zwar gebe es Hilfsangebote durch Polizeiseelsorger und -psychologen. Doch längst nicht alle Betroffenen nähmen diese in Anspruch, „um vor den Kollegen nicht als Schwächling da zu stehen“. Eine Herausforderung für Polizei und Gesellschaft sieht Müller in den Kürzungsplänen auf Bundes- und Länderebene. Das führe dazu, dass immer weniger Polizisten immer mehr zu tun hätten. Schon jetzt spiegele sich die Überlastung vieler Kollegen in einem sehr hohen Krankheitsstand wider. Müller: „Die Gesellschaft muss wissen, was sie will. Wer bei der Polizei spart, wird künftig mehr Unfälle, mehr Gewalt und mehr Verbrechen haben.“

Bonn: Niedergestochene Polizisten außer Lebensgefahr

Bei der Demonstration in Bonn waren 30 Polizeibeamte verletzt worden; 109 Personen wurden festgenommen. Hundertschaftsführer Klaus Kapellner wird in den Medien mit den Worten zitiert: „Noch nie habe ich so einen nackten Hass und Gewalt erlebt.“ Wie ein Polizeisprecher auf Anfrage von idea sagte, sind die beiden schwerverletzten Beamten inzwischen außer Lebensgefahr. Der 35-Jährige sei aus dem Krankenhaus entlassen worden. Seine 30-jährige Kollegin werde noch stationär behandelt, sei aber auf dem Weg der Besserung.