28. November 2021

Alt-Bischöfin Jepsen: Schwule Pastoren können Vorbilder für Jugendliche sein

Quelle: idea.de

Die ehemalige nordelbische Bischöfin Maria Jepsen. Foto: PR

Ludwigsburg (idea) – Die evangelische Kirche soll sich deutlicher für die gesellschaftliche Anerkennung von homosexuellen Beziehungen engagieren. Das forderte die ehemalige nordelbische Bischöfin Maria Jepsen (Hamburg) am 27. April bei einer „Anhörung“ des Instituts für Antidiskriminierungs- und Diversityfragen der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg.

Ihrer Ansicht nach soll die Kirche vor allem solchen Homosexuellen helfen, die in einer Partnerschaft leben wollen und für die Treue, Verlässlichkeit und Liebe wichtig sind. In vielen Gemeinden gebe es schwule Pastoren, ohne dass dies jemanden störe. Frau Jepsen zufolge können homosexuelle Pastoren gute Vorbilder für Jugendliche sein, wenn sie ihr Leben verantwortlich führen und vorleben. Ihnen biete die Hamburger Kirche Segnungsgottesdienste an.

Verheiratet mit einer Frau, liiert mit einem Mann

Kritik an der evangelischen Kirche äußerte der Vorsitzende des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland, Manfred Bruns (Stuttgart). Viele Vertreter der Amtskirche würden nur vordergründig Verständnis äußern, aber wenig Unterstützung bieten. „Besonders schlimm“ seien Katholiken und Evangelikale, die mit dem göttlichen Gericht drohten. Bruns ist nach eigenen Angaben seit über 50 Jahren verheiratet. Heute sei er zusätzlich auch noch mit einem Mann liiert. Das sei für seine Frau, seine Kinder und Enkel kein Problem.

Kirchenvertreter: Die Tagung war unprofessionell vorbereitet

Zu der Tagung waren auch zwei hochrangige Mitglieder der württembergischen Landeskirche eingeladen. Oberkirchenrat Wolfgang Traub (Stuttgart) und Dekan Volker Teich (Schorndorf) sagten ihre Teilnahme jedoch kurzfristig ab, weil sie – wie Teich auf Anfrage von idea erläuterte – die Vorbereitung für „völlig unprofessionell“ hielten. Sie hätten im Rahmen einer Podiumsdiskussion kirchliche Positionen erläutern sollen. Diese wurden im Einladungsprospekt als „defensiv“ charakterisiert, während die Forderungen von Homosexuellen unterstützt wurden. Das Programm sah ferner vor, dass Frau Jepsen den Hauptvortrag hielt und dass in Arbeitsgruppen über Voraussetzungen für die Gleichstellung von homosexuellen Beziehungen mit der Ehe beraten wird.