18. Mai 2022

Papst: Kirchen sollen in ethischen Fragen geschlossen auftreten

Quelle: idea.de

Benedikt XVI.: Politikern so helfen, weise Entscheidungen zu treffen. Foto: Wikipedia/Fabio Pozzebom Abr

Vatikanstadt (idea) – Die Kirchen sollten in ethisch-moralischen Fragen gegenüber der Gesellschaft geschlossen auftreten. Dafür hat sich Papst Benedikt XVI. am 19. Januar bei einer Begegnung mit einer lutherischen Delegation aus Finnland ausgesprochen.

Nach Angaben von Radio Vatikan sagte der Papst: „In jüngster Zeit sind ethische Fragen zu einer Art Streitpunkt zwischen Christen geworden, vor allem wenn es um das rechte Verständnis der menschlichen Natur und ihrer Würde geht. Christen sollten aber zu einer tiefgehenden Übereinstimmung in anthropologischen Angelegenheiten finden – das hilft dann der Gesellschaft und den Politikern, weise und gerechte Entscheidungen zu wichtigen Fragen in Sachen menschliches Leben, Familie und Sexualität zu treffen.“ Zum Hintergrund: In Deutschland hatten die römisch-katholische und die evangelische Kirche in der Debatte um Stammzellforschung und die Präimplantationsdiagnostik (PID) teilweise gegensätzliche Positionen vertreten. So hatte sich der EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), dafür ausgesprochen, PID unter eng gefassten Bedingungen zuzulassen. Katholische Bischöfe forderten ein generelles Verbot. Der Deutsche Bundestag beschloss im vergangenen Juli, die Gentests an Embryonen in bestimmten Fällen zu erlauben. Bei der PID werden künstlich erzeugte Embryonen auf genetische Unregelmäßigkeiten untersucht, bevor sie in den Mutterleib eingepflanzt werden. Vernichtet werden Embryonen, die Anzeichen für eine spätere Behinderung aufweisen. Kontroverse Positionen bestehen bei den Kirchen auch beim Thema Homosexualität. Während in manchen Landeskirchen die Segnung homosexueller Lebensgemeinschaften zugelassen ist, lehnen die katholische Kirche und auch orthodoxe Kirchen eine solche Praxis ab.