28. Mai 2022

Reformationstag: Was macht evangelische Christen aus?

Quelle: idea.de

Der Projektpfarrer für Gemeindeaufbau in Zwickau, Jens Buschbeck. Foto: idea/kairospress

Glauchau (idea) – Was macht evangelische Christen aus? Um diese Frage ging es beim Sächsischen Gemeindebibeltag am Reformationstag (31. Oktober) in Glauchau.

Wie der Projektpfarrer für Gemeindeaufbau in Zwickau, Jens Buschbeck, vor rund 1.500 Gottesdienstbesuchern sagte, merke er in Gesprächen immer wieder, dass viele Christen darauf keine klare Antwort geben können. Manche meinten, die Stellungnahmen zu ethischen und moralischen Themen seien Kennzeichen evangelischen Profils. Andere hielten das diakonische Engagement für spezifisch evangelisch. „Doch unser Alleinstellungsmerkmal ist Jesus Christus“, rief Buschbeck den Gottesdienstbesuchern zu. „Er allein ist es, der uns vor Gott gerecht macht.“ Diese Rechtfertigung könne sich niemand durch Taten verdienen: „Aber wenn ich weiß, dass ich ein aus Gnade gerechtfertigter Sünder bin, muss das mein Leben verändern.“ Dies in aller Klarheit weiterzusagen, sei auch heute Aufgabe evangelischer Christen. „Die Schwester der Klarheit ist jedoch die Liebe“, so der Pfarrer. Liebe ohne Klarheit sei unehrlich, Klarheit ohne Liebe unbarmherzig. Besonders Christen in evangelikalen Kreisen stünden häufig in der Gefahr, stets andere darauf hinweisen zu wollen, wofür sie Buße tun sollten, ohne dabei das eigene Versagen und die eigenen Fehler zu sehen.

Formel für christliche Freiheit: „Was würde Jesus tun?“

Der Baptistenpastor Heinrich Christian Rust (Braunschweig) ermutigte Christen dazu, sich auch mit Andersgläubigen und Atheisten abzugeben. Schätzungen zufolge verkehre ein Viertel der Deutschen in esoterischen Kreisen. Auch Religionen wie der Buddhismus verzeichneten in Deutschland immer stärkeren Zulauf. Das zeige, dass Menschen durchaus „transzendental“ auf der Suche seien. „Interessanterweise klopfen sie aber nicht bei uns in den Kirchen an“, so Rust. Berührungsängste der Christen seien trotzdem fehl am Platze: „Wo sollen Menschen unseren Glauben kennenlernen, wenn nicht in der Begegnung mit Christen?“ Die klassische Formel für christliche Freiheit laute auch heute: „Was würde Jesus tun?“ Er habe stets den Kontakt zu den Menschen gesucht. Rust ermutigte die Besucher des Gemeindebibeltages dazu, sich beispielsweise in der Freiwilligen Feuerwehr oder im Elternrat zu engagieren. Gleichzeitig sollten Christen täglich in der Bibel lesen. Sie sei wichtig für ein gesundes geistliches Leben.

Zu früher Medienkonsum schadet

Die Ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Christa-Maria Steinberg (Limbach-Oberfrohna), und der Leiter der Geschäftsstelle Ost von ERF Medien, Wilfried Gotter (Schönborn), warnten vor einem zu frühem Medienkonsum bei Kindern. Er behindere nicht nur den Spracherwerb, sondern auch die geistig-geistliche Entwicklung. US-amerikanische Studien hätten ergeben, dass ein durchschnittliches Kind bis zu seinem 14. Lebensjahr rund 80.000 Morde im Fernsehen gesehen hat. Gelesen werde hingegen immer weniger – nämlich etwa neun Minuten am Tag. Vor dem Fernseher säßen Heranwachsende hingegen durchschnittlich 160 Minuten täglich. Die Folge: Eine Lese-Rechtschreib-Schwäche gehöre bei ihnen zu den am meisten verbreiteten Problemen. Eltern sollten ihre Verantwortung zur Erziehung ernst nehmen. „Nach nichts sehnen sich Kinder in der Pubertät so sehr wie nach realen Eltern, die reale Anweisungen geben“, so Steinberg. Der Sächsische Gemeindebibeltag stand in diesem Jahr unter dem Motto „Ich bin so frei“. Wie Organisator Ralf Gotter (Crimmitschau) gegenüber idea sagte, soll der Gemeindebibeltag künftig jedes Jahr am Reformationstag in Glauchau stattfinden. Er fragte: „Was nützen Lutherdekade und Lutherweg, wenn viele Menschen im Osten nicht mal mehr etwas mit dem Reformationsfest anfangen können?“ Man wolle diesen Tag wieder mit Inhalt füllen. Bisher war der Gemeindebibeltag alle zwei Jahre im Juni in Crimmitschau zu Gast.