28. Januar 2022

Wahl von Kirsten Fehrs zur Hamburger Bischöfin

Quelle: ead.de

Kirsten Fehrs zur Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck gewählt.

Pastor Ulrich Rüß: Warum keine bibel-und bekenntnistreue Bischofskandidaten?

Hamburg (idea) – Die Wahl der Hamburg Pröpstin Kirsten Fehrs zur Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche hat ein unterschiedliches Echo ausgelöst. Die 49-Jährige, die seit 2006 Pröpstin des Kirchenkreises Hamburg-Ost ist und seitdem auch das Amt der Hauptpastorin an der Hauptkirche St. Jacobi innehat, war am 17. Juni in Hamburg zur Nachfolgerin der im Juli 2010 zurückgetretenen Bischöfin Maria Jepsen gewählt worden. Der Vorsitzende der nordelbischen Kirchenleitung, Bischof Gerhard Ulrich (Schleswig), lobte Frau Fehrs als „reflektierte Theologin und brillante Predigerin“, die die Kirche zukunftsfähig gestalten werde. Der leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich (München), hob Frau Fehrs „Freude am Dialog und der Begegnung mit anderen Menschen, Meinungen, Kulturen und Konfessionen“ hervor. Dagegen wies der Vorsitzende der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Nordelbien, Pastor Ulrich Rüß, auf das knappe Wahlergebnis hin. Dass Frau Fehrs erst im vierten Wahlgang die nötige Zustimmung bekam, zeige, dass sie bei vielen Synodalen „nicht unumstritten“ ist. Rüß bedauerte, dass es in Deutschland keine eindeutig bibel- und bekenntnistreuen Bischofsbewerber mehr gebe. Ideologische Gründe hätten es in Hamburg nicht zugelassen, einen Mann als Kandidaten zu nominieren.

Spannung zwischen Arm und Reich zum Thema machen

Um die Nachfolge von Maria Jepsen hatte sich außer Kirsten Fehrs die Kulturbeauftragte der EKD, Petra Bahr (Berlin), beworben. In den ersten zwei Wahlgängen bekam Frau Fehrs jeweils 62 von 120 gültigen Stimmen. Für Frau Bahr stimmten beide Male jeweils 58 Synodale. Nach dem dritten Wahlgang, der mit 63 zu 57 Stimmen für Frau Fehrs endete, schied Frau Bahr aus dem Verfahren aus. Danach erhielt Frau Fehrs die erforderliche Mehrheit. 97 Synodale stimmten für sie, 21 enthielten sich. Nach der Wahl kündigte die künftige Bischöfin gesellschaftspolitische Stellungnahmen an. Sie wolle insbesondere die Spannung zwischen Arm und Reich thematisieren. Dazu werde sie verstärkt Kontakte zu Wirtschaft und Politik suchen. Weiteres zentrales Thema sei das Gespräch mit Anders- und Nichtgläubigen. Frau Fehrs wird ihr neues Amt voraussichtlich im November antreten. In ihre zehnjährige Dienstzeit fallen die Fusion der nordelbischen Kirche mit den Landeskirchen von Mecklenburg und Pommern zur Nordkirche im nächsten Jahr und der Deutsche Evangelische Kirchentag 2013 in Hamburg. Mit Maria Jepsen war 1992 weltweit erstmals eine Frau zur Bischöfin einer lutherischen Kirche gewählt worden. Ihren Rücktritt nach 18 Jahren begründete sie mit dem Vorwurf, sie sei einem Missbrauchsverdacht gegen einen Pastor nicht energisch genug nachgegangen. Der Sprengel Hamburg und Lübeck umfasst 227 Gemeinden mit über 900.000 Kirchenmitgliedern.

Wichtig sind geistlich–missionarische Aufgaben

Aus Sicht der theologisch konservativen Sammlung um Bibel und Bekenntnis sollte Frau Fehrs vor allem geistlich–missionarische Aufgaben wahrnehmen. Ihre Hauptsorge habe Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche zu gelten, die immer mehr durch Säkularisierung, Gleichgültigkeit, Materialismus und Individualismus im Strom des Zeitgeistes geprägt seien. „Wir erhoffen und erwarten von der neuen Bischöfin, dass sie verstärkt Mut macht, mit Freude Christ zu sein, dass Christus groß werde in der Stadt Hamburg und darüber hinaus. Es zu wenig, der Kirche einen ansehnlichen gesellschaftspolitischen anerkannten Status zu sichern“, heißt es in einer Stellungnahme des Sammlungs-Vorsitzenden Ulrich Rüß gegenüber der Evangelische Nachrichtenagentur idea. Die Hamburger Evangelische Allianz wünscht Frau Fehrs Gottes Segen für die Verkündigung der Guten Nachricht. Auf die Herausforderungen durch eine zunehmend säkularisierte Gesellschaft müsse mit einem „Ruf zum Glauben“ reagiert werden. Es sei erfreulich, dass Frau Fehrs ihr Amt mit dem Begriff der Wahrheit verbinde, „die uns in Jesus Christus persönlich begegnet“, stellt der Vorsitzende der Evangelischen Allianz in der Hansestadt, Matthias C. Wolff, fest. Das Gebet um das Kommen des Heiligen Geistes wecke die Erwartung einer kirchlichen Belebung in Hamburg. Mit Gottes Handeln als Antwort auf menschliche Not zu rechnen, sei auch das Anliegen der Evangelischen Allianz und ihrer Initiativen.