28. Januar 2022

Sorgen über den Islam weit verbreitet

Quelle: idea.de

Dresden (idea) – Über Probleme der Integration in Deutschland haben Experten auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag am 2. Juni in Dresden mit Bundespräsident Christian Wulff diskutiert.
 

Das Staatsoberhaupt brachte in der vom ZDF übertragenen Veranstaltung Verständnis für Sorgen in der Bevölkerung über die Rolle des Islam zum Ausdruck. Auf die Aussage „Der Islam gehört inzwischen zu Deutschland“ in seiner Rede zum Nationalfeiertag am 3. Oktober 2010 in Bremen habe er etwa 200 zustimmende, aber 4.000 sorgenvolle Briefe erhalten. Unter anderem werde gefragt, wie sich der Islam zum Grundgesetz verhalte. Wulff stellte klar: „Jeder, der zu uns kommt, muss sich an das Grundgesetz halten. Das gilt für alle, egal welcher Religion.“ Auch in einer globalisierten Welt brauche eine Nation etwas Verbindendes. Die Leitkultur in Deutschland sei das Grundgesetz. Der Staat dürfe es nicht tolerieren, wenn Empfänger von Sozialleistungen ihrer Verpflichtung nicht nachkämen, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Das gelte unabhängig von Herkunft und Religionszugehörigkeit und zwar nicht nur für Ausländer. Wulff: „Kinder dürfen nicht durch erziehungsunfähige Eltern Schaden nehmen.“

Lehrerin: Integration findet nicht statt

Betül Durmaz, Leiterin einer Förderschule in Gelsenkirchen, berichtete, dass an ihrer Einrichtung etwa 75 Prozent der Schüler ausländische Wurzeln hätten. Integration finde nicht statt. Die Jugendlichen gerieten oft mit dem Gesetz in Konflikt; die Polizei sei häufig in ihrer Schule. Integrationsbemühungen versagten, weil Ordnungsmaßnahmen folgenlos blieben. Man müsse darauf drängen, dass Migrantenfamilien hiesige Regelungen akzeptieren. Man dürfe nicht alle Missstände auf die Gesellschaft abschieben. In einigen religiösen muslimischen Familien diene die Religion zur Ausgrenzung. Muslime würden als höher stehende Menschen angesehen, während Christen, die Schweinefleisch essen, als minderwertig betrachtet würden.

Es gibt auch ein „Unterschichtsproblem“

Der katholische Soziologieprofessor Armin Nassehi (München), sagte, in Deutschland sei die Integration im Vergleich zu anderen Ländern gut gelungen. Man müsse anerkennen, dass das Land nicht nur ein Integrations- sondern auch ein „Unterschichtsproblem“ habe. Es betreffe auch Deutsche. Sineb El Masrar (Berlin), Herausgeberin und Chefredakteurin des Frauenmagazins Gazelle, sagte, es gebe immer noch Ressentiments in der deutschen Bevölkerung gegenüber Musliminnen, etwa wenn sie freiwillig Kopftuch trügen. Ähnlich äußerte sich Aylin Selcuk vom Verein „DeuKische Generation“ (Berlin), der sich mit Türken der zweiten und dritten Generation in Deutschland befasst. Der als Kind aus Russland eingewanderte Grigori Lagodinsky, stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Kassel, bezeichnete Deutschland als ein Land der Toleranz. Das Grundgesetz sei stark genug, um einer vielfältigen Gesellschaft Stabilität zu verleihen.

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