25. Januar 2022

Predigt zum Pfingstfest über Apostelgeschichte 2,1 – 14

Quelle: gemeindenetzwerk.org

“Und als der Tag der Pfingsten erfüllet war, waren sie alle einmütig bei einander. Und es geschah schnell ein Brausen vom Himmel, als eines gewaltigen Windes, und erfüllte das ganze Haus, da sie saßen. Und man sah an ihnen die Zungen zerteilt, als wären sie feurig. Und er setzte sich auf einen jeglichen unter ihnen; und wurden alle voll des Heiligen Geistes, und fingen an zu predigen mit anderen Zungen, nach dem der Geist ihnen gab auszusprechen. Es waren aber Juden zu Jerusalem wohnend, die waren gottesfürchtige Männer, aus allerlei Volk, das unter dem Himmel ist. Da nun diese Stimme geschah, kam die Menge zusammen, und wurden bestürzt; denn es hörte ein jeglicher, daß sie mit seiner Sprache redeten. Sie entsetzten sich aber alle, verwunderten sich, und sprachen unter einander: Siehe, sind nicht dieser alle, wider reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn ein jeglicher seine Sprache, darinnen wir geboren sind? Parther, und Meder, und Elamiter, und die wir wohnen in Mesopotamien, und in Judäa und Cappadocien, Pontus und Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten, und an den Enden der Lybien bei Kyrene, und Ausländer von Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber; wir hören sie mit unseren Zungen die großen Taten Gottes reden. Sie entsetzten sich alle, und wurden irre, und sprachen einer zu dem anderen: Was will das werden? Die andern aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßes Weins.” (Apostelgeschichte 2,1-14)

1. Das Wort “Pfingsten” ist nicht deutsch, sondern aus dem Griechischem genommen, die heißen Pfingsten den 50. Tag. Denn der Pfingsttag ist der 50. Tag nach Ostern, und ist bei den Juden ein besonderes Fest gewesen, darum, daß sie am 50. Tag, nachdem sie das Osterlamm in Ägypten gegessen und aus Ägypten gezogen waren, am Berge Sinai die Zehn Gebote empfangen haben. Weil aber solches eine große Wohltat ist, daß Gott selbst seinen Willen vom Himmel herab ihnen eröffnet hat, daß sie wissen konnten, woran doch Gott ein Gefallen oder Ungefallen geschehe, was er haben oder nicht haben wollte: darum hat Gott geboten, diesen 50. Tag nach Ostern für heilig zu halten, daß solcher Wohltat gedacht würde, und sie sich fleißiger nach Gottes Wort und Willen schicken lernten, wenn sie hörten und daran dächten, mit welchem Ernst Gott seinen Willen eröffnet, und sie sich dagegen verpflichtet hätten, solchem Willen mit Fleiß zu halten, wie die Geschichte im Buch Mose im 19. Und 20. Kapitel schreibt.

2. Nun sieht man aber in den Geschichten des Alten Testaments, wie Paulus sagt, 1 Korinther 10,6., was den Juden widerfahren ist, daß es alles ein Vorbild gewesen ist der Geschichten, so im neuen Testament in der Zeit der Gnade geschehen sollten. Darum gleichwie wir im neuen Testament ein anderes und besseres Osterlamm zu essen haben (denn dort in Ägypten half das Blut des Lammes, damit sie die Pfosten bestrichen, nur dazu, daß der Engel, der Verderben, dem Leib nicht Schaden täte und die erstgeborenen Früchte nicht tötete: dagegen unser Osterlamm Christi Jesu Blut dazu dient, daß wir aus dem rechten Ägypten, nämlich, aus des Teufels Tyrannerei, von der Sünde und dem ewigen Tod erlöst werden): also haben wir im neuen Testament auch ein anderes und ein besseres Pfingsten, denn jenes im Alten Testament gewesen ist.

3. Jene empfingen am Berge Sinai die Zehn Gebote. Das ist an sich selbst eine gute, nötige, köstliche Predigt, da man Gott für danken soll. Aber mit solcher Predigt ist uns nichts geholfen wider des Teufels Reich, die Sünde und den Tod; sondern das Gesetz hilft allein dazu, das wir noch größere Sünder werden, und unser eigen Gewissen uns gegen Gott verklagt und beschuldigt; besonders weil wir das nicht vollkommen tun, daß uns zu tun aufgelegt ist.

4. Darum wie es ein schreckliches Ansehen hatte am Berge Sinai, da Gott redete, und Blitze und Donner durch einander gingen, daß der ganze Berg rauchte und bebte; also tut das Gesetz heute noch: wo es die Herzen recht trifft, da schreckt es und macht blöde und zaghaft, daß man nicht weiß, wo man vor Angst bleiben soll. Denn wissen, was Gott haben will, und daneben fühlen, daß man es nicht gehalten hat, solches ist unmöglich, daß es einen Menschen nicht anfechten noch Angst machen sollte. Denn was Gott den Übertretern seines Wortes droht, das ist vor Augen, nämlich, den ewigen Tod und alles Unglück. Darum ist solch Juden Pfingsten und Pfingstpredigt ein schreckliches, unfreundliches Pfingsten und Predigt, da nicht viel Freude bei sein kann. Denn es hat über die Maßen ein schreckliches Ansehen gehabt, daß die Juden selbst sagen mußten und bitten: Ach, rede du mit uns; denn soll der Herr mit uns reden, so müssen wir sterben.

5. Was haben wir aber dagegen für ein Pfingsten im neuen Testament? Ein über aus herrliches und freundliches, wo kein Schrecken sondern nur lauter Freude, Mut und Wonne bei ist. Denn also sagte Evangelist, wie wir im Text gehört, daß am Pfingsttag, da die Juden mit der Danksagung für die Zehn Gebote umgegangen und die Geschichte am Berg Sinai gerühmt haben, sind die Apostel und andere Christen bei einander in einem Haus gewesen. Da habe sich plötzlich ein Brausen vom Himmel herunter, als eines gewaltigen Windes, erhoben, und das ganze Haus erfüllt, daß es alles wieder einander getönt hat. Und neben solchem Weben und Brausen habe man zerteilte feurige Flammen gesehen, wie die Flammen vom Feuer über sich lodern, daß also der Heilige Geist sich da hat öffentlich hören und sehen lassen. Denn in dem Brausen hat man ihn gehört und in den Feuerflamen gesehen; wie denn Christus zuvor gesagt und Johannes der Täufer auch geweissagt hatte, sie sollten mit Geist und Feuer getauft werden.

6. Es hat aber solches seine besondere Deutung und Ursache, denn die Zungen bedeuten das Predigtamt, daß soll nicht vergebens sein; es soll die Herzen anwehen und ein neues Licht oder Feuer darin anzünden, wie wir noch später davon sagen werden. Bald nun auf solches Brausen und Feuerflammen setzt sich der Heilige Geist auf einen jeden unter ihnen, und zündeten ihre Herzen so an, er durchweht sie also, daß sie in einem Augenblick Gott und seinen Sohn Christum Jesum recht erkennen, und die ganze Schrift verstehen, und einen solchen Mut haben, das sie solchen Verstand nicht bei sich behalten, sondern frei öffentlich bekennen dürfen. Und kam noch das herrliche Wunderwerk dazu, daß sie allerlei Sprachen reden können, so sie doch nur ihre Muttersprache vor diesem Augenblick konnten. Denn zu Jerusalem mußte es anfangen, aber da nicht bleiben; sondern, wie die Propheten zuvor geweissagt, sollte das Evangelium in allen Sprachen bald im ersten Anfang gehen und klingen. Dieses zum Zeugnis, daß es im jüdischen Lande nicht bleiben, sondern in alle Welt und allen Sprachen sollte gepredigt werden, lehrt der Heilige Geist die Apostel alle Sprachen. Das ist unser Pfingsten im neuen Testament, da man Gott recht erkennt, da man vor Gott nicht erschrickt, sondern fröhlich wird und ein gutes Gewissen bekommt, mit einem solchen Mut, der sich vor nichts entsetzt, und alles um Christi Willen gern leidet, wie man an den Aposteln sieht.

7. Von solchem Pfingsten hat nicht allein Christus in seiner letzten Predigt, sondern auch die Propheten David, Jesaja, Jeremia, Joel, Sacharja, und andere geweissagt. Darum wollen wir heut diesen Tag auch so zubringen und vom Heiligen Geist predigen, was er sei, was sein Werk und Amt sei, und wie wir uns dazu schicken sollen, wenn wir zu solchen seligen Pfingsten auch kommen und den Heiligen Geist empfangen wollen.

8. Für das erste sollen wir nicht denken, als sei der Heilige Geist nicht zuvor in der Kirche und unter den Leuten gewesen. Denn er ist ewiger, allmächtiger Gott, wie Christus sagt: Er gehe vom Vater aus. Darum muß er eben der Natur und des Wesens sein, des der Vater ist. So haben wir gewisse Zeugnisse, daß er, der Heilige Geist, je und je seine Wirkung in den Menschen gehabt, sie nach Gottes Willen regierte und geführt habe. Denn Christus selbst sagt, wie auch Petrus, daß der Heilige Geist durch die Propheten geredet habe. So zeugen die Evangelisten von dem alten Simeon, von der Hanna, von Zacharia, Elisabeth und Johannes, daß der Heilige Geist in ihnen gewohnt habe.

9. Darum müssen wir hier von dem Heiligen Geist eben denken und Glauben, wie von Christus, dem Sohn Gottes: der ist von Ewigkeit gewesen, und hat bald nach der ersten Verheißung im Paradies sein Werk angefangen, daß er wieder den Teufel sich zu Felde gelegt und ihm auf den Kopf getreten hat. Dieses von Anfang angefangene und stets geübte Werk hat der Sohn Gottes dann öffentlich vollendet, da er Mensch geworden, am Kreuz gestorben und am dritten Tage wieder auferstanden ist. Also ist es Heiligen Geistes Werk für und für in der Welt gewesen, daß er der Menschen Herzen durch das Wort Gottes zum Glauben geführt, sie erleuchtet, gestärkt, getröstet und in alle Wahrheit geleitet hat.

10. Aber dieses Werk hatte er an diesem Heiligen Pfingsttag zum ersten vollkommen und öffentlich geführt, daß es nicht mehr so heimlich zugegangen ist, wie zuvor; sondern jedermann, der es gesehen, der hat den Heiligen Geist und seine Wunder spüren und bekennen müssen. Denn, daß hier etliche sind, die es für keine Wirkung des Heiligen Geistes halten, sondern sagen: Die Apostel sind voll Wein, solches ist eine mutwillige Lüge. Ihr Herz beweist sie, daß man fremde, unbekannte Sprachen beim Saufen nicht lernen kann.

11. Was mag es aber für eine Ursache sein, daß solche Offenbarung des Heiligen Geistes bis auf diesen Pfingsttag verzogen wird? Keine andere, denn daß wir lernen sollen, wie wir solchen Schatz allein durch unseren Herrn Christum haben: der hat uns solche Gaben erworben, und durch ihn allein werden sie uns gegeben; wie wir am Tage seiner Himmelfahrt gehört haben, aus dem 68. Psalm Vers 19., daß der sei in die Höhe gefahren, und habe Gaben empfangen für die Menschen. Denn also legt Petrus selbst diesen Spruch in der heutigen Predigt aus, da er spricht: ” Nun aber Christus durch die Rechte Gottes erhöht ist, und empfangen hat die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater, hatte er ausgegossen dies, daß ihr jetzt sehet und höret “.

12. Das ist das erste Stück, daß wir lernen sollen, daß der Heilige Geist nicht erst am Pfingsttag sein Werk und Amt angefangen hat. Er hat es je und je in seiner Kirche geübt, aber erstlich am Heiligen Pfingsttag öffentlich geübt und sich mit besonderer Gewalt sehen lassen; auf das wir aus dieser Offenbarung lernen, was für einen herrlichen Schatz unser lieber Herr Christus Jesus uns durch sein Sterben und Auferstehung erworben und verdient habe.

13. Zum anderen müssen wir auch das lernen: gleichwie die Schrift dem Herrn Christus einen besonderen Namen gibt und heißt ihn das Wort Gottes; also gibt sie dem Geist Gottes auch seinen besonderen Namen und heißt ihn den Heiligen Geist, der die Herzen mit seiner Gnade anweht, und heiligt sie, da sie zuvor unheilig und in Sünden sind. Solcher Name ist den Christen sehr tröstlich; denn sie sehen wohl, daß sie dem Teufel zu schwach sind und seinem Eingeben nicht immer widerstehen können. Gleich nun wie solches sie schreckt, daß sie den bösen Geist wieder sich haben; also tröstet sie wiederum, daß sie durch Christum haben den Heiligen Geist, der die Sünde ihnen vergeben und sie zum rechten Gehorsam gegen Gott treiben soll.

14. Wie aber der Heilige Geist solches ausgerichtet, steht bei Johannes dem 16. Kapitel Vers 8.: Das er die Welt durch das Evangelium strafen werde um die Sünde, um die Gerechtigkeit und um das Gericht. Denn also werden die Werke der Heiligen Dreifaltigkeit in unserem Glauben unterschieden, zum Unterricht der Jugend und Einfältigen, daß Gott Vater uns Leib und Leben gegeben und zu seinem Reich erschaffen habe. Als aber unsere Eltern durch die Sünde in den Tod gefallen sind und solche Strafe auf uns geerbt hat, ist der Sohn Gottes Mensch geworden, und hat durch sein Sterben solchen Fall wieder hergestellt und uns von Sünden und ewigen Tode erlöst. Solche Erlösung trägt der Heilige Geist in aller Welt vor durch das Heilige Evangelium, und richtet die Herzen so zu, daß sie es annehmen und glauben; das ist, sie trösten sich, daß Christus Jesus für sie gestorben ist, und zweifeln nicht daran, daß sie dadurch mit Gott versöhnt sind, daß er an ihrer Sünden nicht mehr gedenken, sondern dieselben um Christi willen ihnen vergeben und schenken wolle. Das heißt die Herzen heiligen, oder wie es Petrus in den Geschichten (Apostel Geschichte 15,9.) nennt: durch den Glauben reinigen.

15. Wo nun also Vergebung der Sünden durch den Glauben ist, das, ob man schon Sünde hat, dennoch wir darum nicht Verzweifeln, sondern uns trösten des Sterbens und Auferstehens Christi; da folgt eine andere Heiligung des Heiligen Geistes, daß er auch unsere Leiber heiligt, daß wir nicht mehr in Sünden liegen, noch Lust und Liebe daran haben wie zuvor, sondern enthalten uns davon, und befleißigen uns dagegen, daß wir tun, was Gott wohlgefällig ist. Wie Paulus lehrt, Epheser 4,28:. ” Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite, und schaffe mit den Händen etwas Redliches, auf das er habe zu geben den Dürftigen “. Solches ist es Heiligen Geistes Amt und Werk, daß er in uns einen neuen, rechten und herzlichen Gehorsam gegen Gott anhebt, und wir der Sünde widerstreben, und den alten Adam töten, und durch den Glauben Vergebung aller Sünden bekommen.

16. Aber solche Heiligung ist nicht so vollkommen, als die erste, welche, wo sie nicht da wäre, könnten wir mit dieser nicht vorankommen. Denn Fleisch und Blut ist zu schwach; so ist uns der Teufel zu stark, auch haben wir nur die Erstlinge des Heiligen Geistes empfangen: darum kann dieser Gehorsam nicht vollkommen sein. Was aber solchem und vollkommenen Gehorsam und Heiligung mangelt, das wird erstattet durch die erste Heiligung des Glaubens, daß wir Vergebung der Sünden glauben, und dadurch gerecht und vollkommen geheiligt werden; denn was noch für Sünde und Unflat an uns ist, das wird vergeben, als wäre es nie da gewesen. Also sehen wir, warum der Heilige Geist solchen Namen führt, nämlich, daß er die Gläubigen Heiligen soll und will, das ist, durch das Wort den Glauben an Christum in uns erwecken, daß wir durch ihn sollen Vergebung der Sünden erlangen.

17. Über dieses Werk der Heiligung hat der Heilige Geist noch andere mehr Werke, wie er auch sonst mehr Namen hat. Denn Sacharja heißt ihnen einen Geist des Betens, darum er die Herzen erregt, daß sie alles Gute sich von Gott erhoffen und in allen Nöten um Hilfe zu ihm schreien. Also, Christus nennt ihn einen Tröster, der den Herzen zuspricht, daß sie gern und willig alles leiden und vor keinem Unglück sich entsetzen. Also, er heißt ihn einen Geist der Wahrheit, dieser Trost ist nicht allein wahr und gewiß, sondern der behütet uns auch vor Lügen und Ketzerei, und in reinem Wort und rechtem Glauben erhalten; weil sonst der Teufel durch unsere Vernunft und falsche Lehre uns in Irrtum führen und in Lügen stecken würde. Solches sind des Heiligen Geistes eigene Werke, neben dem, daß er mit allerlei Tugenden und Gaben die Gläubigen ziert, und ein solcher Tröster ist, wie Christus sagt, der ewiglich bei uns bleibt, da sonst aller Welt Trost nur ein zeitlicher Trost ist, der keinen Bestand hat.

18. Darum weil der Heilige Geist solche herrliche und große Ding in uns wirken soll, liegt es an dem, daß wir auch lernen, wie wir zu solcher Gabe kommen und den Heiligen Geist erlangen können, daß er solches auch in uns anrichtet, und wir durch ihn geheiligt und selig werden. Davon lehrt uns unser lieber Herr Jesus Christus selbst, Lukas 11, da er spricht in Vers 13:. ” So denn ihr, die ihr arg seid, könnt euren Kindern gute Gaben geben; viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten “. Diesen Spruch merke gut, das erstlich Gott allein den Heiligen Geist gibt, und gibt ihn denen, die ihn darum bitten, und nach solch einer Gabe seufzen und wollten sie gern haben. Darum, so dein Herz sich auftut, daß du denkst: Ach Gott, gib mir auch den Heiligen Geist, mit solchen Gedanken und Gebet fahre fort, und zweifle nicht, das ist der nächste und beste Weg, da du zum Heiligen Geist kommen kannst. Denn Christus selbst lehrt, daß du so tun sollst und den himmlischen Vater bitten.

19. Nun muß aber solches Gebet, eben wie andere, gehen allein in dem Namen Jesu: daß wir bitten, Gott wolle um Christi, seines Sohnes und unseres Erlösers, willen solche Gabe und schenken. Da haben wir einen besonderen großen Vorteil zu, wie wir am Himmelfahrtstag gehört haben, nämlich, daß Christus darum zum Vater gegangen und gen Himmel aufgefahren ist, daß er solche Gabe vom Vater empfinge uns sie uns herunter sende. Darum brauchen wir nicht zweifeln. Denn da ist nicht allein der Befehl und die Verheißung, daß wir sollen um den Heiligen Geist bitten; sondern es ist auch der Wille da, daß Christus darum zur Rechten Gottes sitzt, daß er solche Gabe uns zukommen lassen will; denn er hat sie auch vom Vater empfangen, wie im 68. Psalm Vers 19 steht, nicht für seine Person, sondern für die Menschen, daß er sie ihnen geben und schenken will.

20. Nun ist aber auch das Gebet nicht allein genug, denn wo du dich in den Winkel setzen, um den Heiligen Geist bitten, und daneben dich nicht fleißig wolltest zum Wort und den Heiligen Sakramenten halten, so würde das Gebet langsam Frucht schaffen. Ursache, der Heilige Geist will allein durch das Wort und die Heiligen Sakramente seine Wirkung haben. Wer sich nun von solchem abhalten will, zu dem würde der Heilige Geist nicht kommen. Darum lassen wir uns taufen, wir gehen zum Abendmahl des Herrn, wir hören Gottes Wort, begehren die Absolution; denn wir wissen, daß solches alles das Werkzeug ist, dadurch der Heilige Geist sein Werk in uns ausrichtet. Wie die Beispiele zeigen. Die 3000 Seelen, so Petrus mit der ersten Predigt auf den heutigen Tag bekehrt, würden Ihr Lebtag nicht bekehrt sein, wo sie nicht zuvor das Wort gehört hätten. Da sie aber das Wort hören und ihre Herzen dadurch getroffen werden, dann lassen sie sich auch taufen. Denn also hat es Christus befohlen. Also der Kämmerer der Königin aus dem Mohrenland konnte den Heiligen Geist nicht erlangen, Philippus mußte ihm predigen und die Schrift auslegen. Da nun das Herz durch solche Predigt vom Heiligen Geist getroffen ward, dann wollte der Heilige Geist sein Amt nicht vollführen, Philippus mußte den Kämmerer auch taufen mit Wasser.

21. Darum, willst du zur Gabe des Heiligen Geistes kommen, so muß vor allen Dingen das da sein, daß du um solche Gabe im Namen Jesu den Vater bittest, und dich danach fleißig zum Wort halten, an deine Taufe mit Ernst denken, was Gott dir dazu gesagt und welch einen Bund er mit dir durch die Taufe gemacht hat, und auf zum Abendmahl des Herrn gehen, die Absolution suchen. Denn durch das Wort und Sakrament will der Heilige Geist unsere Herzen mit dem neuen Licht des Glaubens anzünden, daß wir das Wort nicht allein hören, wie es die verstockten Juden hörten, sondern es auch verstehen, und dadurch andere Menschen werden und neue Herzen bekommen.

22. Neben dem muß zum dritten auch das da sein, daß wir durch wildes und wüstes Leben, und durch mutwillige Sünden den Heiligen Geist an seinem Werk nicht hindern noch von uns treiben. Denn der Heilige Geist kann nicht wohnen, wo der Teufel wohnt. Darum wenn der Teufel dich anficht mit Geiz, mit Zorn, mit Unzucht und anderen Sünden, da gehe dann schnell an das Gebet, daß dich Gott davor behüten und in seinem Gehorsam erhalten wolle. Denn soll der Heilige Geist zu dir kommen oder bei dir bleiben, so mußt du vor solchen äußerlichen Sünden dich hüten; oder wo du aus Schwachheit hinein gefallen, mußt du dich wieder aufraffen und aufstehen, und in solchen Sünden nicht liegen bleiben. Da will dann der Heilige Geist zu uns treten, und, wie wir bitten, uns helfen wider den Teufel und das Fleisch samt der Sünde kämpfen. Die aber dagegen sich mutwillig mit Sünden beladen, je länger je mehr mit dem Teufel besessen werden, und außerhalb der Buße nicht zum Heiligen Geist kommen können, dieses ist sein Werk, wie ich oben gesagt, daß er erstlich durch den Glauben und Vergebung der Sünden uns Heiligen, und danach uns helfen soll, daß wir der Sünde widerstreben sollen und in Gottes Gehorsam leben.

23. Aber oben haben wir auch gehört, daß wir nur die Erstlinge des Heiligen Geistes empfangen, und dagegen Fleisch und Blut bleibt und lebt, solange wir leben. Daher kommt es, daß auch die, so den Heiligen Geist haben, dennoch schwach sind und sehr oft fallen; auf das niemand sich ärgere, und denkt wie die Widertäufer: Wer den Heiligen Geist habe, der können nicht fallen. Wahr ist`s, wenn wir den Heiligen Geist immer folgen würden, so würden wir nicht fallen; aber solches ist unmöglich: der Teufel ist uns so stark, die Welt zu böse, und unser Fleisch und Blut zu schwach. Darum heißt es immer bitten, daß Gott seinen Heiligen Geist nicht von uns nehmen, uns in seiner Gnade gnädiglich erhalten, und alle Tage solche Gabe des Heiligen Geistes mehren, und, wie wir im Vater Unser beten, uns unsere Schuld vergeben wolle. Denn ohne solche Schuld können auch die Heiligen nicht leben. Aber durch den Glauben an Christum werden sie vergeben und sollen nicht schaden.

24. Also ihr lieben Leute, so haben wir gehört was das rechte Pfingsten ist, das wir Christen uns von Herzen freuen sollen, weil es weit größer und herrlicher ist, denn der Juden Pfingsten; besonders der Heilige Geist durch Christum über alles Fleisch ist ausgegossen worden, daß wir durch das Evangelium Gott erkennen, und durch den Heiligen Geist heilig und fromm werden an Seele und Leib, so wir uns recht christlich mit Beten, Predigt hören und einem ordentlichen Wandel dazu schicken wollen. Dazu helfe uns durch Christum der Heilige Geist.

Amen

Martin Luther