28. Januar 2022

Deutschland: „Gottlose“ outen sich

Quelle: ead.de

Michael Wladarsch, Sprecher des Bundes für Geistesfreiheit, diskutiert mit bayerischen Staastminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Wolfgang Heubisch (FDP), über Blasphemie.

Während am kommenden Wochenende rund 100.000 Protestanten zum Evangelischen Kirchentag in Dresden reisen werden, plant der „Bund für Geistesfreiheit“ eine Veranstaltung ganz anderer Art: In München lädt die Gruppe am kommenden Sonntag zum „Gottlosentreffen“ ein. Die Organisatoren wollen zeigen, dass Konfessionslose auch ein Herz haben.
 

„Ein Treffen von Atheisten kann zeigen, dass es viele Menschen gibt, die mit dem religiösen Aberglauben aufgeräumt haben und trotzdem keine kleinen Kinder fressen. Lassen wir die Dogmatiker in ihrem eigenen Saft schmoren und zeigen das fröhlich lachende Gesicht der Ungläubigen.“ So fasst der „Bund für Geistesfreiheit“ zusammen, worum es beim „Ersten Münchner Gottlosentreffen“ am Sonntag, 5. Juni, ab 11 Uhr gehen soll. Laut Sprecher Michael Wladarsch ist es das erste Zusammenkommen seiner Art in Deutschland. Vorbild ist die „Out Campaign“ des wohl bekanntesten Atheisten-Aktivisten der Welt: Richard Dawkins. Im Rahmen seiner Kampagne kommen Atheisten zusammen, um sich auszutauschen und öffentlichkeitswirksam aufzutreten. Dawkins machte 2007 Schlagzeilen, als er erklärte, mit seiner Kampagne ausgerechnet im amerikanischen Süden, dem „Bible Belt“, auftreten zu wollen.“Gottlos heißt nicht sittenlos“Für bundesweite Presse hat das „Gottlosentreffen“ bisher nicht gesorgt. Dennoch soll der deutsche Ableger laut Wladarsch zeigen, dass „gottlos nicht gleich sittenlos bedeutet“. Dazu sollten die Konfessionslosen Farbe bekennen, erklärte er im Gespräch mit pro, schließlich gebe es allein in München 300.000 von ihnen. Umrahmt wird die Veranstaltung durch kulturelle Beiträge. Es soll Musik und eine Ansprache geben. Zudem zeigt der „Bund für Geistesfreiheit“ „blasphemische Kunst“. Ausgestellt werden Werke, die „explizit Gotteslästerung betreiben“, sagt Wladarsch, und schiebt hinterher, er meine damit natürlich religionskritische Kunst.Wo sind die Christen?Die Evangelische Allianz in München gibt sich trotz allem gelassen. „Wie wir das Recht haben, auf die Straße zu gehen, sollen die eben auch die Chance haben, das zu tun“, sagte ihr Vorsitzender Siegfried Winkler auf Anfrage von pro. Für ihn ist die atheistische Veranstaltung vielmehr eine willkommene Herausforderung an die Christen. „Wir müssen uns fragen, warum wir eigentlich nicht mehr präsent sind“, findet er und forderte, Gläubige sollten sich ebenso öffenltich outen, wie die Atheisten. Am Sonntag wolle die Allianz keinesfalls gegen die Atheisten demonstrieren. „Einige von uns werden sich sicher unter das Volk mischen und versuchen, ins Gespräch zu kommen“, kündigte Winkler an. Geht es nach dem Atheisten Wladarsch, sollen alle Konfessionslosen Münchens am Sonntag auf die Straße gehen. So viele werden es wohl nicht, und auch mit den Zahlen des zeitgleich stattfindenden Kirchentages in Dresden werden die Demonstranten wohl nicht mithalten können. 40 bis 50 Personen hätten ihr Kommen fest zugesagt, erklärt Wladarsch. Er rechnet optimistisch mit 100 bis 200 Teilnehmern. (pro)

VON: aw | 30.05.2011