29. Mai 2022

Wo der Glaube an Jesus das Leben kosten kann

Quelle: idea.de

Kabul (idea) – In Afghanistan kann ehemaligen Muslimen das Bekenntnis zu Jesus Christus das Leben kosten. Obwohl ihnen die Hinrichtung droht, weigern sich zwei Afghanen, ihrem christlichen Glauben abzuschwören. Das Land am Hindukusch gilt als einer der strengsten islamischen Staaten. Nach dem Religionsgesetz, der Scharia, wird der Abfall vom Islam mit dem Tod bestraft.
 
Der 25-jährige Shoaib Assadullah war am 21. Oktober in Mazar-e-Sharif von der Polizei verhaftet worden, weil er einem Landsmann ein Neues Testament in der Landessprache Dari gegeben hatte, so die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Zusammen mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea hat sie Assadullah als „Gefangenen des Monats Januar“ benannt und zu seiner Unterstützung aufgerufen. Er sollte bereits am 4. Januar hingerichtet werden, doch aufgrund zunehmender internationaler Aufmerksamkeit wurde der Fall aufgeschoben. Assadullah weigert sich nach wie vor, wieder Muslim zu werden. Er wird im Hauptgefängnis in Mazar-e-Sharif gefangen gehalten.

Christ für geisteskrank erklärt

Wie idea jetzt aus afghanischen Quellen erfuhr, hat ihn ein Rechtsanwalt aufgesucht und ihm die Freiheit versprochen, wenn er sagen würde, dass er kein Christ sei. Doch das lehnte Assadullah ab. Danach hätten ihn Polizisten gefesselt und barfuss in ein Krankenhaus gebracht. Ein Arzt habe ihn für geisteskrank erklärt. Dem Gericht zufolge müsse er weitere sechs Monate in Gewahrsam verbringen. Ob dies Krankenhaus- oder Gefängnisaufenthalt bedeutet, ist unklar. Assadullahs Vater, der bereits sein Erspartes für seinen Sohn eingesetzt hat, bittet um Gebete und Hilfe.

Anwalt: Hinrichtung nach drei Tagen Bedenkzeit

Ähnlich ergeht es dem 45-jährigen Said Musa, der wegen seines Glaubenswechsels zum Christentum seit über einem halben Jahr in einem Kabuler Gefängnis sitzt. Dort wird er nach eigenen Angaben sexuell missbraucht, misshandelt und gedemütigt. Auch er weigert sich, seinem Glauben abzuschwören. Als er dies einem durch die US-Botschaft vermittelten neuen afghanischen Rechtsanwalt mitgeteilt habe, habe dieser es abgelehnt, ihn vor Gericht zu verteidigen. Jeder Richter werde ihm drei Tage Bedenkzeit geben und ihn dann hinrichten lassen. Musa ist dennoch fest entschlossen, für seinen Glauben einzustehen. Seine Familie hält sich an einem geheim gehaltenen Ort im Ausland auf. Der beinamputierte Vater von sechs Kindern arbeitete 15 Jahre lang für das Kabuler Büro des Internationalen Roten Kreuzes. Freunde der Familie werfen der humanitären Organisation vor, sich nicht genügend für Musa einzusetzen.

Getaufte sollen getötet werden

Dieser war vor acht Jahren zum christlichen Glauben gekommen. Am 31. Mai 2010 wurde er verhaftet, nachdem der afghanische Fernsehsender Noorin TV eine Taufe von Muslimen gezeigt hatte. Die Reportage hatte drastische Reaktionen bis in höchste Regierungskreise ausgelöst. So forderte der stellvertretende Parlamentspräsident Abdul Sattar Khawasi, dass die Afghanen, die in dem Video gezeigt wurden, öffentlich hingerichtet werden sollten. Etliche Christen muslimischer Herkunft flohen aus dem Land oder tauchten unter. Unter den 28,4 Millionen Einwohnern Afghanistans leben nach Angaben des Hilfswerk Open Doors etwa 10.000 Christen, darunter auch ehemals muslimische Afghanen.