29. Mai 2022

Jemen-Geiseln: Angehörige reisen nicht nach Sanaa

Quelle: idea.de

Radebeul/Berlin (idea) – Angehörige der vor anderthalb Jahren im Nordjemen entführten christlichen Familie aus Sachsen werden nun doch nicht in den Jemen fliegen. Ursprünglich wollten Mitte Januar drei Familienmitglieder in die jemenitische Hauptstadt Sanaa reisen, um Gewissheit über das Schicksal ihrer verschollenen Angehörigen zu bekommen.
 

Vor Ort wollten sie einen Aufruf im Fernsehen starten sowie Postkarten mit dem Bild der Entführten verteilen. Die Familie erhoffte sich von der Aktion Rückmeldungen, die Aufschluss über den Verbleib der Geiseln geben können, die zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens gehören. Wie der Schwager des entführten Familienvaters Johannes Hentschel, Pastor Reinhard Pötschke (Radebeul), idea auf Anfrage mitteilte, hätten die Behörden erhebliche Sicherheitsbedenken geäußert, so dass sich die Familie entschied, die Reise abzusagen. Stattdessen trafen sich Familienmitglieder diese Woche in Berlin mit dem jemenitischen Botschafter in Deutschland, Prof. Mohammed L. Al-Eryani. Auch wenn die Situation zunächst angespannt gewesen sei, habe es schließlich ein freundliches Gespräch gegeben. Der Botschafter habe zugesagt, sich dafür einzusetzen, dass weiter alles getan werde, um die Vermissten zu finden. Seit die fünfköpfige Familie im Juni 2009 verschwunden ist, gibt es von den Eltern Sabine und Johannes Hentschel, ihrem Sohn Simon und einem zudem vermissten Briten kein Lebenszeichen. Die Töchter Lydia (6) und Anna (4) kamen im Mai vergangenen Jahres überraschend frei. Die beiden deutschen Krankenschwestern Anita Grünwald (24) und Rita Stumpp (26) sowie die südkoreanische Lehrerin Um Young-Sun, die zusammen mit der Familie unterwegs waren, wurden kurz nach der Entführung erschossen aufgefunden. Am 17. Januar wird das traditionelle Montagsgebet in der Leipziger Nikolaikirche den Jemen als Schwerpunkt haben. Dabei soll für die Geiseln gebetet werden.