29. Mai 2022

Fürst Castell: Bayerische Kirche hat Glaubwürdigkeit verloren

Quelle: idea.de

Albrecht Fürst zu Castell-Castell. Foto: Pia Vogel

Castell (idea) – Scharfe Kritik an der bayerischen Kirchenleitung hat das Oberhaupt des ältesten evangelischen Adelsgeschlechts in Bayern, Albrecht Fürst zu Castell-Castell (Castell/Unterfranken), geübt.
 

Anlass ist der Beschluss des Landeskirchenrats, homosexuelle Partnerschaften im Pfarrhaus unter bestimmten Bedingungen zu erlauben. Mit dieser Entscheidung werde die Schöpfung Gottes verletzt, nach der „Mann und Frau zusammengehören und nicht Mann und Mann oder Frau und Frau“, sagte der Unternehmer in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Nach seinen Worten hat die Kirchenleitung durch den Beschluss Sünde legitimiert: „Von daher habe ich das Vertrauen in die Führung meiner Landeskirche verloren.“ Die ganze Landskirche habe nach dieser Entscheidung keine Glaubwürdigkeit mehr, da sie nicht mehr das lebe, was sie zu verkündigen habe.

Kein Kirchenaustritt

Fürst Castell hat nach eigenen Angaben erwogen, die Landeskirche zu verlassen: „Doch ein Übertritt in eine Freikirche oder die katholische Kirche kam für mich nicht infrage.“ Er habe dann viel um Klarheit im Denken gebetet. Dabei habe ihm ein Satz des „bibeltreuen Theologieprofessors“ Reinhard Slenczka (Erlangen) geholfen, der sagte: „Aus der Kirche als der durch die Taufe begründeten Gemeinschaft des Leibes Christi kann man nur abfallen, jedoch nicht austreten.“ So wie er in seine Familie ohne eigenes Zutun geboren worden sei, so sei er auch in die Kirche hineingetauft worden, sagte Fürst Castell. „Da wurde mir klar, dass ich nicht austreten kann.“ Er suche aber nach einer Lösung, wie er seine Kirchensteuer der Kirchengemeinde Castell zukommen lassen könne, aber nicht weiter der Landeskirche. Der frühere bayerische Landessynodale zeigte sich überzeugt, dass sich aufgrund der jetzigen Entwicklung „wie im Dritten Reich der Widerstand in Form einer Art Bekennenden Kirche bilden wird“. Er nannte es ferner „völlig unverständlich“, dass es bisher in der Landeskirche keine Stelle für die Seelsorge an homophilen Menschen gebe: „Denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass eine große Zahl gleichgeschlechtlich empfindender Menschen von ihrer Neigung befreit werden möchte.“

Kirchen sollen Buße tun

Fürst Castell rief die Kirchen ferner auf, „Buße zu tun über ihre große Zersplitterung“. Nach dem Neuen Testament sei fehlende Einheit unter Christen eine Sünde: „Es fehlt mir an ernsthaften Bestrebungen sowohl von evangelischer als auch von katholischer Seite, zu mehr Einheit zu kommen.“ Castell verneinte die Frage, ob er eine Einheitskirche wolle: „Mein Wunsch ist, dass alle Christen gemeinsam miteinander das Abendmahl feiern können. Das ist nach dem Neuen Testament die höchste Form von Einheit.“ Die Castell-Unternehmensgruppe beschäftigt über 300 Mitarbeiter, davon rund 270 in der Castell-Bank.