28. Juli 2021

Jemen-Geiseln: Angehörige reisen im Januar nach Sanaa

Quelle: idea.de

Familie erhofft sich Aufschluss über Verbleib von Johannes und Sabine Hentschel. Foto: Privat

Familie erhofft sich Aufschluss über Verbleib von Johannes und Sabine Hentschel. Foto: Privat

Radebeul/Berlin (idea) – Die Angehörigen der vor eineinhalb Jahren im Nordjemen entführten christlichen Familie aus Sachsen wollen einen Aufruf in der arabischen Welt starten, um Gewissheit über ihr Schicksal zu bekommen.
 

Dazu werden im Januar drei Familienmitglieder in die jemenitische Hauptstadt Sanaa reisen, sagte der Schwager des entführten Familienvaters Johannes Hentschel, Pastor Reinhard Pötschke (Radebeul), auf Anfrage von idea. Außer ihm und dem Vater von Johannes werde noch eine Person aus dem Freundeskreis mitkommen. Vor Ort wollen sie einen Aufruf im Fernsehen starten sowie Postkarten mit dem Bild der Vermissten verteilen. Die Angehörigen erhoffen sich von der Aktion Rückmeldungen, die Aufschluss über den Verbleib der Familie geben können, die zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens gehört. Seit die fünfköpfige Familie im Juni 2009 verschwunden ist, gibt es von den Eltern Sabine und Johannes Hentschel, ihrem Sohn Simon und einem zudem vermissten Briten kein Lebenszeichen. Die Töchter Lydia (6) und Anna (4) kamen im Mai dieses Jahres überraschend frei. Die beiden deutschen Krankenschwestern Anita Grünwald (24) und Rita Stumpp (26) sowie die südkoreanische Lehrerin Um Young-Sun, die zusammen mit der Familie unterwegs waren, wurden kurz nach der Entführung erschossen aufgefunden.

Lydia und Anna genießen den ersten Schnee ihres Lebens

Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin gegenüber idea sagte, sei der Fall nicht abgeschlossen. Man bemühe sich weiter, den Verbleib der Sachsen zu klären. Allerdings gebe es momentan keine heiße Spur. Von Lydia und Anna, die seit ihrer Rückkehr bei einer Tante leben und dort auch Weihnachten verbringen werden, sei nur Bruchstückhaftes zu erfahren, zum Beispiel, dass der kleine Bruder Simon krank geworden sei, sagte Pötschke. Allerdings hätten die beiden sich inzwischen wieder sehr gut eingelebt. „Sie sprechen schon seit einer ganzen Weile wieder Deutsch miteinander.“ Unmittelbar nach ihrer Rückkehr hatten sie sich nur auf Arabisch unterhalten. „Und sie genießen den ersten Schnee ihres Lebens“, so der Onkel der beiden. Beide Kinder haben ihr gesamtes Leben im Jemen verbracht und waren immer nur im Sommer zu Besuch in Deutschland. Dass ihre Eltern verschwunden sind, wissen die Schwestern nach Pötschkes Worten. Allerdings hätten sie diesen Verlust bereits vor einiger Zeit verarbeiten müssen. Erzählungen der beiden ließen es als höchstwahrscheinlich erscheinen, dass sie bereits kurz nach der Entführung von den Eltern getrennt wurden.

Leipziger Nikolaikirche: Montagsgebet mit Schwerpunkt Jemen

Gegenüber idea dankte Reinhard Pötschke erneut allen Christen, die für Johannes, Sabine und Simon sowie die gesamte Familie beten: „Es ist ermutigend und glaubensstärkend zu spüren, dass uns so viele Menschen nicht vergessen haben.“ Immer wieder bekomme die Familie Anrufe von Christen, die sich nach ihrem Ergehen erkundigen oder ihnen einfach sagen wollten, dass sie für sie beten. Pötschke bat zugleich darum, die Familie auch während der Gebetswoche der Evangelischen Allianz vom 9. bis 16. Januar in die Fürbitte einzuschließen. Am 17. Januar wird das traditionelle Montagsgebet in der Leipziger Nikolaikirche den Jemen als Schwerpunkt haben. Auch dort wird für die Geiseln gebetet werden.