26. Juli 2021

Wirtschaft befindet sich in ethischer Schieflage

Quelle: idea.de

Prof. Werner Lachmann: Wären viele Manager doch ins Ausland gegangen ...

Rehe (idea) – Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer ethischen Schieflage. Das beklagt der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Werner Lachmann (Nürnberg). Seiner Ansicht nach betrifft der „Verlust an Moral“ Politiker und Wirtschaftsführer ebenso wie Hartz IV-Empfänger.
 

Besonders kritisiert Lachmann die Gier von Bankern und Bankkunden. Die Gehälter der Manager hätten die Marke des Anstands verlassen. So verdiene der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, das 400-fache eines normalen Angestellten. Einer seiner Vorgänger, Hermann Josef Abs (1901-1994), habe ein Verhältnis von 1 zu 30 für sozial angemessen betrachtet, so Lachmann. Der Ökonom sprach auf einer gemeinsamen Tagung der Gesellschaft zur Förderung von Wirtschaftswissenschaften und Ethik, deren Vorsitzender er ist, und der Studiengemeinschaft Wort und Wissen am 5. und 6. November in Rehe (Westerwald). Den Einwand, dass die besten Manager ins Ausland zögen, wenn sie in Deutschland keine hohen Gehälter bekämen, wies Lachmann mit Hinweis auf die Bankenkrise zurück: „Wären sie gegangen, hätte man Hunderte von Milliarden Euro Steuergelder gespart.“

Hilfeempfänger werden bequem

Sozialpolitikern wirft Lachmann eine Schwächung der Leistungsbereitschaft vor. Gut gemeinte Wohltaten hätten Hilfeempfänger zur Bequemlichkeit verführt, den Mittelstand geschwächt und einen Verlust an Nächstenliebe bewirkt. Eine historisch beispielslose Abgabenlast mache Deutschland zu einem „Absteigerland“: „50 Jahre, nachdem Deutschlands erster Wirtschaftsminister nach dem 2. Weltkrieg, Ludwig Erhard (CDU), ‚Wohlstand für alle’ propagierte, erleben immer mehr Bürger unseres Landes, dass mit ihrem Arbeitseinkommen kein Wohlstand möglich ist.“

Der Glaube gibt Kraft zum ethischen Handeln

Die Ursache vieler Missstände sieht Lachmann in einem Mangel an Moral: „Jede Nation ist nur so stark wie der Charakter ihrer Bürger es erlaubt.“ Der Wohlstand eines Landes hänge nicht nur von Wirtschaftskraft oder marktwirtschaftlichen Wettbewerbsregeln ab, sondern auch von der Charakterstärke der Menschen. Kraft zum ethischen Handeln gewinne man aus dem christlichen Glauben: „Wo Christsein empfangen und weitergegeben wird, da blüht und grünt es in einem Land.“