28. Juli 2021

Irak: „Religiöser Fanatismus zeigt abscheulichste Fratze“

Quelle: idea.de

Mindestens sechs Tote bei neuen Anschlägen auf Christen in Bagdad.

Bagdad/Berlin (idea) – Nach den jüngsten Terroranschlägen auf Christen im Irak haben die dortigen Verfolgten zu internationaler Gebetsunterstützung aufgerufen. Am 10. November waren bei Attentaten auf Wohnhäuser in Bagdad mindestens sechs Personen getötet und 30 verletzt worden.
 

Bereits am 31. Oktober war es zu einem blutigen Geiseldrama in einer katholischen Kirche gekommen, bei dem 58 Menschen ums Leben kamen. 67 weitere erlitten teils schwere Verletzungen. Zu diesem Anschlag bekannte sich die Gruppe „Islamischer Staat Irak“, die dem Terrornetzwerk Al Kaida nahesteht. Wie das Hilfswerk Open Doors berichtet, sind die Christen in Bagdad nach den jüngsten Attentaten voller Angst. Viele wollten jetzt die Stadt verlassen und in den Norden des Landes fliehen. „Bitte betet für uns, für Weisheit, für Schutz und für unsere Zukunft“, zitiert Open Doors einen Hilferuf einheimischer Christen. „Entsetzt und fassungslos“ über die Nachrichten aus dem Irak zeigte sich der Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU in Nordrhein-Westfalen, der Bundestagsabgeordnete Volkmar Klein: „Der religiöse Fanatismus islamischen Ursprungs zeigt in diesen Tagen in Bagdad seine abscheulichste Fratze.“ Das Mitgefühl der Christen in Deutschland gelte den Verfolgten: „Wir beziehen sie in unsere Gebete ein und versichern sie auch weiterhin unserer festen Solidarität.“ Der Einsatz für die weltweite Verwirklichung der Religionsfreiheit und für ein Ende der Christenverfolgung bleibe eine zentrale Herausforderung für die internationale Menschenrechtspolitik.

Demonstrationen gegen Verfolgung

Mehrere Organisationen und die syrisch-orthodoxe Kirche rufen in Europa zur Teilnahme an Demonstrationen gegen die Christenverfolgung im Irak auf. Kundgebungen sind am 13. November in Brüssel und am 14. November in Paris und Stockholm geplant. Wie es in dem Aufruf der Veranstalter heißt, gebe es in einigen irakischen Städten, vor allem in Bagdad und Mosul, eine systematische Vertreibung der Christen. Hunderttausende hätten auf Dauer ihre Heimat verloren. Die Schutzmaßnahmen der irakischen Regierung reichten nicht aus. Kritik wird auch daran geübt, dass westliche Staaten und Medien an Menschenrechtsverletzungen im Irak desinteressiert seien. Dadurch fühlten sich die Täter ermutigt, „ihre barbarischen Taten fortzuführen“. Nach Angaben der Evangelischen Kirche in Deutschland ist die Zahl der Christen im Irak in den letzten Jahren um 50 Prozent auf rund 600.000 zurückgegangen. Andere Quellen sprechen davon, dass unter den 26,7 Millionen Einwohnern nur noch rund 450.000 Christen lebten. 95 Prozent der Iraker sind Muslime.