25. Januar 2022

Kritik an Beschluss der theologischen Fakultäten

Quelle: idea.de

Helge Stadelmann bezeichnete die Entscheidung als enttäuschend.

Gießen/Bonn (idea) – Scharfe Kritik an einem Beschluss des Evangelisch-Theologischen Fakultätentages hat die Freie Theologische Hochschule (FTH) in Gießen geübt.
 

Der Fakultätentag ist die Vertretung von 19 Evangelisch-theologischen Fakultäten an Universitäten und der drei Kirchlichen Hochschulen. Das Gremium hatte beschlossen, dass Leistungen, die Studenten an den vom Wissenschaftsrat akkreditierten Fachhochschulen in freikirchlicher und evangelikaler Trägerschaft erbringen, an den Fakultäten grundsätzlich nicht anerkannt werden. „Begründete Einzelfallentscheidungen sollen aber möglich sein“, hieß es nach der Tagung des Fakultätentages vom 7. bis 9. Oktober in Bonn. Der Beschluss hat zur Folge, dass der Wechsel von Studenten von einer freikirchlichen bzw. evangelikalen Hochschule an eine theologische Fakultät erschwert oder unmöglich wird, weil die Betroffenen in ihrem Studium wieder bei Null beginnen müssten. Der Rektor der FTH, Prof. Helge Stadelmann, bezeichnete die Entscheidung als enttäuschend. Der Fakultätentag habe „ohne jeden vorherigen Dialog“ eine Ausgrenzung von Theologiestudenten beschlossen, die an nichtstaatlichen Hochschulen studieren“. Es sei nicht zu erwarten, dass sich dieser Beschluss halten lasse. „Er wird rechtlich nicht standhalten, wenn Studierende auf eine gerechte Anerkennung erbrachter Studienleistungen und anerkannter Abschlüsse klagen“, so Stadelmann. Der Beschluss werde Rückfragen des Staates an die staatlich finanzierten Fakultäten provozieren, weil diese sich weigerten, staatlich anerkannte Abschlüsse zu berücksichtigen. Die Entscheidung widerspreche den gesetzlich geforderten Zulassungsverfahren zu Promotionsstudiengängen für Absolventen von Fachhochschulen.

„Rückfall in altes Monopoldenken“

Stadelmann spricht von einem „Rückfall in altes Monopoldenken“. Dass der Fakultätentag die Möglichkeit von Ausnahmen in Einzelfällen offen lasse, mache die Sache nicht besser. Sie habe es schon gegeben, bevor freikirchliche und evangelikale Seminare den Hochschulstatus gehabt hätten. Stadelmann zufolge wird der Beschluss längst nicht von allen Theologieprofessoren an den Fakultäten geteilt. Unter ihnen hätten viele „den Sinn für Fairness im Umgang mit den Leistungen von Studenten und im Dialog mit Fachkollegen an den Privathochschulen bewahrt“. Stadelmann abschließend: „Für den Dialog zwischen der EKD und ihren Fakultäten einerseits und den Evangelikalen bzw. den evangelischen Freikirchen andererseits ist der Beschluss des Fakultätentages ein schwarzer Tag.“ Von der Entscheidung sind neben der FTH die von der Evangelisch-methodistischen Kirche getragene Theologische Hochschule Reutlingen, die Evangelische Hochschule Tabor (Marburg) und das Theologische Seminar Elstal betroffen. Dessen Träger ist der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden).