24. September 2021

Wie die Israeliten durch das Schilfmeer kamen

Quelle: idea.de

Naturwissenschaftler Carl Drews vom Nationalen Zentrum für Atmosphärische Forschung erklärt eines der größten biblischen Wunder.

Boulder (idea) – Wie konnten die Israeliten beim Auszug aus Ägypten trockenen Fußes durch ein Meer entkommen? Eine Erklärung für eines der größten Wunder der Bibel hat ein US-amerikanischer Naturwissenschaftler gefunden.
 

Im 14. Kapitel des 2. Buches Mose wird berichtet, dass die Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei flohen. Die Streitmacht des Pharao jagte ihnen nach. Am „Schilfmeer“ reckte ihr Anführer Mose auf Gottes Anweisung seinen Stab über das Wasser. Daraufhin teilte es ein starker Ostwind, so dass die Israeliten es zu Fuß durchqueren konnten. Als die ägyptischen Streitwagen ihnen folgten, ließ der Wind nach, das Wasser kehrte zurück und ertränkte sie. Durch Computeranimationen haben Carl Drews vom Nationalen Zentrum für Atmosphärische Forschung und der Meeresforscher Weiqing Han von der Universität von Colorado (Boulder/US-Bundesstaat Colorado) eine neue Erklärung für das Wunder gefunden, die sich mit dem biblischen Bericht deckt.

Mehrere Kilometer breiter Übergang möglich

Strömungsmechanische Forschungen hätten gezeigt, dass ein Wind tatsächlich eine Teilung des Wassers in einem etwa zwei Meter tiefen See bewirkt haben kann, schreibt Drews. Er geht davon aus, dass es sich beim Schilfmeer nicht um das Rote Meer gehandelt hat, sondern um eine Stelle im Nildelta nahe des heutigen Port Said. Dort begegnen sich in einer Kurve ein Altarm des Nils und eine Lagune, die heute als Manzala-See bekannt ist. An der Mündung wäre es möglich, dass ein zwölf Stunden lang wehender Ostwind mit einer Geschwindigkeit von etwa 100 Stundenkilometern das Wasser an zwei Seiten verdrängt hat. Der trockene ebene Übergang wäre etwa vier Kilometer lang und fünf Kilometer breit gewesen. Als der Wind nachgelassen habe, wäre das Wasser zurückgekehrt.

General berichtet von ähnlichem Phänomen

Drews verwirft andere Erklärungsversuche, die von Wirbelstürmen und einem Felsenriff durch den See ausgehen. In zerklüfteten Abflusskanälen hätte sich zu viel Wasser sammeln können und den raschen Übergang erschwert, so Drews. Er ist bekennender Christ. Nach Angaben der Londoner Zeitung Times hat bereits im 19. Jahrhundert ein britischer General von einem ähnlichen Phänomen im Nildelta berichtet. Generalmajor Alexander Tulloch (1836-1900) habe beschrieben, wie sich am damaligen Tanis-See „ein Sturmwind aus dem Osten“ erhoben habe, „so stark, dass ich meine Arbeit einstellen musste“. Am nächsten Morgen sei das Wasser des Sees verschwunden gewesen, und die Anwohner seien „auf dem Schlamm herumspaziert“.

Hier sehen Sie das Video (englisch) mit Erläuterungen von Carl Drews.