28. September 2021

Seelsorge: Über Kirchengrenzen hinweg kooperieren

Quelle: idea.de

Burkhard Neumann empfiehlt „ökumenische Stellvertretung“.

Erfurt (idea) – Für eine stärkere Zusammenarbeit der Kirchen bei seelsorgerlichen Aufgaben hat sich ein katholischer Ökumene-Experte ausgesprochen.
 

Man solle über Möglichkeiten der „ökumenischen Stellvertretung“ nachdenken, sagte der Direktor am Johann-Adam-Möhler-Institut in Paderborn, Privatdozent Burkhard Neumann, bei einer Fachtagung der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral Anfang September in Erfurt. Insbesondere in der Seelsorge könnten Kirchengemeinden auch für Gemeinden einer anderen Konfession Aufgaben übernehmen. Damit müsse aber ein Verzicht auf Abwerben von Christen aus anderen Kirchen verbunden sein. Weitere Kooperationen seien auch im sozialen und politischen Bereich möglich. Ein zunehmendes Hindernis sei allerdings die unterschiedliche Bewertung ethischer Fragen, insbesondere in der Sexual- und Bioethik. So lehne die katholische Kirche gleichgeschlechtliche Partnerschaften ab, während mehrere evangelische Landeskirchen eine gottesdienstliche Begleitung homosexueller Partner erlaubten. Gegenüber idea sagte Neumann, dass es bereits einige erfolgreiche ökumenische Kooperationen gebe, beispielsweise beim Religionsunterricht oder in der Gefängnis- und Krankenhausseelsorge. Denkbar sei eine Ausweitung, etwa bei Bestattungen. „Warum soll in einer ländlichen Gegend der Geistliche einer Gemeinde nicht ein Mitglied der anderen Konfession beerdigen?“ fragte Neumann. Voraussetzung sei ein vertrauensvoller Umgang und der Respekt vor anderen Traditionen.

Mission als kirchliches Querschnittsthema

Die Tagung, an der rund 50 Mitarbeiter von Bistümern, Orden, Geistlichen Gemeinschaften und kirchlichen Verbänden teilnahmen, befasste sich mit neuen Wegen der Glaubensvermittlung. Der Leiter der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral, Hubertus Schönemann (Erfurt), sagte, dass „Missionarische Pastoral“ – so der Fachbegriff für den seelsorgerlichen Umgang mit kirchenfernen Menschen – keine zusätzliche Aufgabe sei, sondern ein kirchliches Querschnittsthema. Diese zentrale Zukunftsaufgabe könne nur von Laien und Geistlichen gemeinsam bewältigt werden. Es gehe nicht vorrangig um Mitgliedergewinnung, sondern um ein Bezeugen der christlichen Botschaft. Gezeigt werden solle, wie die Kirche ihren Glauben in der modernen Gesellschaft lebe und verkündige. Der Bereichsleiter Pastoral im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Pfarrer Thomas Roddey (Bonn), ermutigte ebenfalls, Schritte in Richtung einer evangelisierenden Kirche zu gehen. Dies dürfe jedoch nicht dazu führen, anderen Menschen den Glauben aufzudrängen.