28. September 2021

„Sarrazin rüttelt an allen Tabus“

Quelle: jungefreiheit.de

Hans-Hermann Gockel Foto: Resch-Verlag

BERLIN. Der Fernsehjournalist und Buchautor Hans-Hermann Gockel hat sich hinter Thilo Sarrazin gestellt und dessen Kritik an der deutschen Zuwanderungspolitik verteidigt. Sarrazin habe mit seinem Buch einen wertvollen Beitrag für die Meinungsfreiheit geleistet und auf die eklatanten politischen Versäumnisse der vergangenen Jahrzehnte hingewiesen, sagte Gockel der JUNGEN FREIHEIT.
 

„Es gibt in Deutschland vier Tabus: Patriotismus, Zuwanderung, die Ausnutzung des Sozialstaats und Ausländerkriminalität. An all diesen Tabus hat Herr Sarrazin kräftig gerüttelt“, sagte der N24-Moderator. Bedauerlich sei aber, daß Sarrazin mit seiner Gen-Debatte selbst eine unnötige Front eröffnet habe, die nun von seinem eigentlichen Anliegen ablenke.

Für Gockel, der bereits vor vier Jahren in seinem Buch „Deutschland die überstrapazierte Nation“ scharfe Kritik an der Zuwanderungspolitik geübt hatte, ist es höchste Zeit, „die political correctness als Zwangsjacke der Nation“ endlich abzulegen und die Realität anzuerkennen. „Wir Deutsche erkaufen uns mit Sozialtransfers eine relative Ruhe, indem wir Menschen alimentieren, die unsere Sprache nicht lernen wollen und unseren Staat zutiefst verachten“, warnte der Journalist. Doch diese Ruhe sei trügerisch, so Gockel. „Wenn diese Transferleistungen wegfallen, brennt es auch bei uns in den Städten wie in Frankreich.“

„Frau Merkel sollte mal eine Woche lang U-Bahn fahren“

Die heftigen Reaktionen auf Sarrazin seien daher auch nicht überraschend. Die Politiker der etablierten Parteien seien durch ihn in ihrer komfortablen Situation gestört und fürchteten um ihre Ruhe. Schließlich müßten sie ja nicht täglich im öffentlichen Nahverkehr zur Arbeit fahren und bekämen von den wirklichen Verhältnissen um sich herum nichts mit.

„Wenn aber ein Quälgeist wie Sarrazin so deutlich dazwischenfunkt, wird es ungemütlich“, sagte Gockel. Vor allem, weil er die Mehrheit der Deutschen hinter sich habe. „Frau Merkel kann sich per Staatskarosse mit Bodyguards zum Starfriseur fahren lassen. Wenn sie mal eine Woche mit der U-Bahn fahren würde, wüßte sie, was wirklich los ist.“

Ändern an der derzeitigen Misere, werde aber auch Sarrazin nichts, vermutete der Nachrichtenmoderator. Hierfür brauche es ein „politisches Regulativ auf der rechten Seite“. Dies, so Gockel, könne aber nur eine „neue und unverbrauchte“ Partei sein. (krk)