23. Oktober 2021

Kontroverse um geplante Homo-Segnung

Quelle: idea.de

Pfarrer rechtfertigt Handlung unter anderem mit „schwulen Flamingos“. Foto: Pixelio/tokamuwi

Dillenburg (idea) – Für Diskussionen sorgt die geplante Segnung eines homosexuellen Paares im mittelhessischen Dillenburg. Stadtverordnetenvorsteher Klaus-Achim Wendel (CDU) will am 3. September mit seinem Lebenspartner vor den Altar der evangelischen Stadtkirche treten.
 

Die Segenshandlung wird Pfarrerin Ulrike Schmidt vornehmen. Kritik kommt vor allem aus pietistischen Kreisen, die eine solche Handlung für unvereinbar mit biblischen Aussagen halten. Die hessen-nassauische Synode hatte 2002 die Segnung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften ermöglicht. Ende vergangenen Jahres beschloss der Kirchenvorstand der Dillenburger Stadtkirchengemeinde, dass homosexuelle Partner im Gottesdienst gesegnet werden können. Der Vorsitzende des Gremiums, Karl Ludwig Gottwald, nimmt in der jüngsten Ausgabe des Gemeindebriefes zu dem Thema Stellung. Zuvor sei in einigen Anrufen und Zuschriften Unmut über den Beschluss geäußert worden. Aufgrund der Entscheidung hätten sich „einige“ Mitglieder umgemeinden lassen, sagte die stellvertretende Kirchenvorstandsvorsitzende Ursula Krug-Richter auf idea-Anfrage. Eine genaue Zahl könne sie nicht nennen. Wie es in dem vierseitigen Beitrag Gottwalds heißt, biete die Bibel keine geeignete Grundlage, um zum Thema Homosexualität aussagekräftig argumentieren zu können. Aufgrund neuer medizinischer Erkenntnisse könne man Homosexualität als Schöpfungsvariante nicht mehr ausschließen. Sie komme auch im Tierreich vor – sogar vor der eigenen Haustür: „Im Vogelpark Uckersdorf haben wir ‚schwule Flamingos’, die Kropfmilch bilden und junge Flamingos großziehen können.“ Gottwald fragt: „Sollte Gott einen Fehler gemacht haben, als er ‚schwule Flamingos’ geschaffen hat – wenn schwul nicht sein darf? Oder ist unsere Vorstellung falsch, dass ‚schwul’ nicht sein darf? Wenn es Gottes Schöpfung ist, dann darf das sein!“

„Peinliche“ Argumentation

In einem Kommentar der Wetzlarer Neuen Zeitung wurde Kritik daran geübt, dass als letztes Argument für die Homo-Segnung die mutmaßlich homosexuellen Flamingos „Siegfried“ und „Roy“ herhalten müssten. Dafür bleibe nur ein Wort: „Peinlich!“ Auch der frühere Dekan des Dekanats Dillenburg, Pfarrer i.R. Dietrich Eizenhöfer (Eschenburg), hält den Bezug auf die Tierwelt für unpassend: „Oder können reißende Raubtiere begründen, dass Menschen – als Schöpfungsvariante – ein Recht hätten, sich wie Raubtiere aufzuführen, was ja laufend geschieht?“ Dass die hessen-nassauische Kirche meine, homosexuelle Lebenspartnerschaften auf Wunsch segnen zu können, „ist von Gottes Wort und Willen her nicht zu begründen“. Diese Praxis sei eine „Anbiederung an den Zeitgeist und an gesellschaftliche Verhaltensweisen“, schreibt der Theologe in einem Leserbrief. „Die Kirche kann im Auftrag Gottes nur segnen, was Gott wohlgefällig ist.“

„Lehr- und Leitungschaos“ in der Kirche

Betroffen und traurig über das „Lehr- und Leitungschaos“ in der hessen-nassauischen Kirche und den daraus resultierenden Entwicklungen wie jetzt in Dillenburg äußerte sich der in der Region tätige Evangelische Gemeinschaftsverband Herborn. Diese Vorgänge bedeuteten einen weiteren Beitrag zur Zerstörung der Kirche, erklärte der Vorsitzende des Verbandes, Karlheinz Grebe (Breidenbach), gegenüber idea. Nach der Heiligen Schrift dulde Gott homosexuelle Praxis nicht, sondern verstehe sie als Sünde. Der Verband sei deshalb der Ansicht, dass dieses Verhalten „weder von den Kirchen noch von sonst wem unter Gottes Segen gestellt werden darf“. Grebe wies zugleich darauf hin, dass die Heilige Schrift an keiner Stelle homosexuell geprägte Menschen verurteile.