29. Mai 2022

Baden-Württemberg plant Türkischunterricht an Gymnasien

Quelle: jungefreiheit.de

Schreibtafel: Türkisch taucht in der Statistik nicht auf Foto: Pixelio

STUTTGART. In Baden-Württemberg gibt es Überlegungen, versuchsweise auch Türkisch als Fremdsprache an den Gymnasien des Landes einzuführen. Ein entsprechender Vorstoß aus der CDU-Landtagsfraktion traf auf wohlwollendes Interesse im zuständigen Kultusministerium.
 

„Das ist ein interessanter Vorschlag, insbesondere vor dem Hintergrund eines multikulturellen Europas und zunehmender wirtschaftlicher Verflechtungen auch zwischen Deutschland und der Türkei“, sagte dazu Staatssekretär Georg Wacker (CDU).

Zuvor hatte der CDU-Bildungspolitiker Volker Schebesta einen entsprechenden Vorschlag gemacht: „Wir bieten verschiedene Fremdsprachen in den Gymnasien an. Türkisch taucht in der Statistik für die zweite oder dritte Fremdsprache und für die vierstündigen Kurse der Oberstufe nicht auf“, meinte der Landtagsabgeordnete im Badischen Tagblatt.

„Integration von Zuwanderern verbessern helfen“

Daher sei es ein Versuch wert, Türkisch „oder andere Herkunftssprachen der Kinder“ an Gymnasien einzuführen. Dies könne man dann in Schulen machen, „in denen der Einzugsbereich paßt“, ergänzte Schebesta.

Unterstützung erfuhr diese Idee vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Peter Hauk. Seiner Meinung nach könne Türkisch als Fremdsprache an Gymnasien „die Integration von Zuwanderern verbessern helfen“.

Das Land am Bosporus sei schließlich ein wichtiger Handelspartner für Baden-Württemberg. „Außerdem bieten viele Schulen auch Japanisch, Chinesisch oder Russisch an“, fügte Hauk hinzu. Das Kultusministerium in Stuttgart teilte unterdessen mit, es werde seinen Expertenrat bitten, „sich auch mit dieser Thematik eingehend zu beschäftigen“.

Stimmenfang unter türkischstämmigen Wählern?

Vor einem Jahr erst hatte die SPD in Baden-Württemberg dem damaligen Ministerpräsidenten Günther Oettinger (CDU) in der Frage, ob Türkisch an den Schulen des Landes unterrichtet werden soll, „Doppelzüngigkeit“ vorgeworfen.

Hintergrund war eine Anzeige der CDU in einer türkischen Zeitung, mit der die Partei zur Europawahl 2009 unter türkischstämmigen Wählern geworben hatte. Darin hatten CDU-Mitglieder mit türkischem Einwanderungshintergrund dafür plädiert, daß „Türkisch in der Schule als Fremdsprache akzeptiert wird“.

Aus der SPD-Landtagsfraktion kam damals der Vorwurf, der Ministerpräsident gehe damit lediglich auf Stimmenfang in der türkischstämmigen Gemeinschaft. Noch im Jahr 2007 wurde eine Forderung der SPD nach muttersprachlichem Türkischunterricht von der Südwest-CDU abgelehnt. (vo)