27. Januar 2022

Afghanistan: Christen werden mit dem Tode bedroht

Quelle: idea.de

Vize-Parlamentspräsident fordert Hinrichtung von Konvertiten.

Kabul (idea) – In Afghanistan hat sich die Situation für die wenigen Christen dramatisch verschärft. Der stellvertretende Parlamentspräsident Abdul Satter Khowasi hat die Festnahme und öffentliche Hinrichtung von Menschen gefordert, die vom Islam zum Christentum übergetreten sind.
 

Vorausgegangen war ein Bericht des privaten Fernsehsenders Noorin TV. Am 31. Mai, zwei Tage vor dem Beginn der von Präsident Hamid Karsai einberufenen Friedensversammlung Dschirga, wurde im Fernsehen ein wegen seines Übertritts zum Christentum inhaftierter Mann vorgeführt. Er wurde genötigt, seinen Glaubenswechsel zu widerrufen. Außerdem wurden Bilder von christlichen Gottesdiensten in Afghanistan gezeigt. Andere Sender übernahmen den Film und strahlten ihn wiederholt aus. Bei einer Demonstration an der Universität von Kabul sprachen Studenten Todesdrohungen aus und forderten die Ausweisung von Ausländern, die beim Missionieren erwischt würden. In einer hitzigen Parlamentsdebatte wurde die Bevölkerung aufgerufen, Christen zu denunzieren. Etliche sind daraufhin untergetaucht, andere aus dem Land geflohen. Wie verlautet, wurde ein Christ festgenommen; zwei weitere sind verschollen. Das Vorgehen erinnert Beobachter an die Zeiten der Herrschaft der radikal-islamischen Taliban. Auch könne der Zeitpunkt der Ausstrahlung des Fernsehfilms kein Zufall sein. Die 1.500 Teilnehmer der Dshirga billigten Karsais Plan zur Versöhnung mit den Taliban. Von den 28,4 Millionen Einwohnern Afghanistans sind 99,9 Prozent Muslime. Hinzu kommen etwa 15.000 Hindus und wenige Sikhs, deren Religionen staatlich anerkannt sind. Über die Zahl der Christen ist nichts bekannt.

2006: Papst setzte sich für Konvertiten ein

Bereits vor vier Jahren sollte einem afghanischen Christen wegen seines Religionswechsel der Prozess gemacht werden. Der damals 41-jährige Abdul Rahman war im Februar 2006 festgenommen worden, nachdem seine Familie seinen Glaubenswechsel bekannt gemacht hatte. Nach dem islamischen Religionsgesetz, das in der afghanischen Verfassung verankert ist, drohte ihm die Todesstrafe. Auf Druck westlicher Regierungen wurde er jedoch am 28. März freigelassen und erhielt Asyl in Italien. Rahman bedankte sich bei der Regierung in Rom und bei Papst Benedikt XVI. für ihre Bemühungen um seine Freilassung.