2. Dezember 2021

Online-Abstimmung über Kruzifix-Verbot manipuliert

Quelle: idea.de

Süddeutsche Zeitung stoppt Umfrage bei Internet-Nutzern.

München (idea) – Die Süddeutsche Zeitung hat ihre Internet-Abstimmung für oder gegen ein Verbot von Kruzifixen im Klassenzimmer am 10. Mai eingestellt. Das erhoffte Meinungsbild habe sich nicht erstellen lassen, teilte ein Sprecher der Online-Redaktion der Evangelischen Nachrichtenagentur idea auf Anfrage mit.
 

Unbekannte hätten ein Programm entwickelt, das automatisch abstimme. Deshalb sei das Ergebnis wertlos. Allerdings dauerte es mehrere Tage, bis die Zeitung Konsequenzen aus dem Manipulationsverdacht zog. Bereits am 7. Mai hatte sie Schreiben von irritierten Beobachtern erhalten. Darin hieß es, dass pro Minute bis zu 5.000 Stimmen neu registriert worden seien. Das lasse auf automatisch ablaufende Programme schließen. Offensichtlich hätten die Verantwortlichen keine Vorkehrungen getroffen, um Mehrfachvoten zu verhindern, so die Kritiker. Zwischenstände, bei denen sich angeblich 60 bis 70 Prozent der Teilnehmenden für ein Kruzifix-Verbot aussprachen, ließen die Vermutung aufkommen, dass kirchenkritische Kreise das ihrer Meinung nach abnehmende Ansehen der Kirchen dokumentieren wollten. Dem Redaktionssprecher zufolge wurde die Abstimmung aufgrund eigener Recherchen und der kritischen Briefe gestoppt. Die Umfrage erfolgte aufgrund von Äußerungen der neuen niedersächsischen Sozialministerin Aygül Özkan (CDU). Sie hatte gefordert, dass Unterrichtsräume in staatlichen Schulen frei von religiösen Symbolen wie Kreuzen und Kopftüchern sein sollten. Nach Kritik an ihren Äußerungen – auch von Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) – erklärte die Politikerin, dass sie voreilig und „in Unkenntnis der in Niedersachsen gelebten Praxis“ Stellung genommen habe.