2. Dezember 2021

NRW-Kirchenleiter enttäuscht über niedrige Wahlbeteiligung

Quelle: idea.de

Westfälischer Präses Alfred Buß: Den Linken widerstehen. Foto: PR/Reinhard Elbracht

Düsseldorf/Bielefeld (idea) – Enttäuscht über die geringe Beteiligung bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen haben sich die Leiter der Landeskirchen Rheinland und Westfalen gezeigt. 59,3 Prozent der Wahlberechtigten hatten am 9. Mai ihre Stimme abgegeben. Das waren 3,7 Prozent weniger als bei der Landtagswahl 2005.
 

Der westfälische Präses Alfred Buß (Bielefeld) nannte die Wahlbeteiligung gegenüber idea „erschreckend schwach“. Die Menschen nähmen wahr, dass sie an politischen Entscheidungen nicht beteiligt würden, aber ständig von den Folgen betroffen seien. Als Beispiele nannte Buß die finanziellen Hilfspakete für Banken und ganze Staaten. Trotz unklarer Mehrheitsverhältnisse hätten die Wähler aber deutlich gemacht, dass sie einen Politikwechsel wollten. Mit der Abwahl von Schwarz-Gelb gebe es nun auch keine Mehrheit mehr für eine „fossile Ressourcen vergeudende Energiepolitik, die auf Kohle und Kernenergie setzte“. Damit sei der Weg frei für eine Politik, die auf eine effiziente dezentrale Energieversorgung durch erneuerbare Energien setze. Dankbar zeigte sich Buß darüber, dass sowohl die umstrittene Partei pro NRW als auch die NPD nicht in den Landtag eingezogen sind. „Dem anderen Extrem, den Linken, ist zu widerstehen“, sagte Buß. „Sie wollen Gott aus der Verfassung streichen, den Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach und die Schulen in privater Trägerschaft abschaffen.“

Mehr Gerechtigkeit bei der Bildung

Die westfälische Kirche werde ihre Anliegen bei den Koalitionsverhandlungen einbringen. Schwerpunkte seien Bildung und soziale Verantwortung. Buß: „Wir brauchen ein Schulsystem, das die Kinder nicht zu früh sortiert und die soziale Herkunft nicht über Bildungschancen entscheiden lässt. Wir brauchen ein Bildungssystem, das mehr Solidarität und Gerechtigkeit möglich macht.“ Auch der rheinische Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf) ist enttäuscht von der Wahlbeteiligung. Aus seiner Sicht stellt das Wahlergebnis die Parteien vor großen Herausforderungen. Für Nordrhein-Westfalen sei es wichtig, dass die parteitaktischen Erwägungen die Interessen des Landes und der Menschen nicht überlagern, sagte Schneider, der auch amtierender EKD-Ratsvorsitzender ist.