30. Juni 2022

EKD-Ratsmitglied: Kinder brauchen Vater und Mutter

Quelle: idea.de

Tabea Dölker gegen Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Partner.

Holzgerlingen (idea) – Gegen ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften hat sich ein Mitglied des Rates der EKD, die Pädagogin Tabea Dölker (Holzgerlingen bei Böblingen), ausgesprochen. In einem idea-Interview widerspricht die Pietistin der Auffassung der Präses der EKD-Synode, Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen), dass homosexuelle Partner Kinder adoptieren können, wenn es für das Kind gut sei.
 

Man tue „einem Kind nichts Gutes, wenn wir es ganz bewusst beispielsweise mit zwei ‚Müttern’ oder zwei ‚Vätern’ aufwachsen lassen“, so Dölker. Selbst zwei pädagogisch bestens ausgebildete gleichgeschlechtliche Menschen seien kein Ersatz dafür, dass Kinder in ihrer Erziehung Menschen beiderlei Geschlechts als Vorbilder und Reibungsflächen brauchen. Nicht nur in der Schule werde sich das Kind immer wieder der Frage stellen müssen, warum es zwei Mütter oder Väter habe. Fälle, in denen gleichgeschlechtliche Menschen Kinder aus früheren Beziehungen mitbringen und vom neuen Partner adoptieren lassen wollen, rechtfertigten es nicht, Gesetze so zu ändern, dass eine Adoption von homosexuellen Paaren prinzipiell erlaubt sein soll.

Für Verhaltenscodex gegen sexuellen Missbrauch

Zur Vermeidung sexuellen Missbrauchs von Kindern fordert Dölker einen Verhaltenscodex für Erziehende. In manchen pädagogischen Ansätzen sei das Schamgefühl von Kindern missachtet oder als veraltet dargestellt worden. Stattdessen sollten Kinder ermutigt werden, zu sagen, was sie nicht wollen. Jede Institution – Kindergarten, Schule, Heim – brauche ferner eine Vertrauensperson, die nicht von ihr angestellt sei. An Schulen könnte dies beispielsweise ein Schulseelsorger sein.

Gefallene Soldaten sind eine Mahnung

Auf die Frage, warum die EKD sich immer wieder mit dem Afghanistaneinsatz der Bundeswehr befasse, sagte Dölker, dies sei ein Ausdruck der Solidarität mit den Mitmenschen. Viele Soldaten seien Gemeindemitglieder. Gefallene Soldaten, deren trauernde Familien und betroffene Kameraden bedeuteten für die Kirche neben der seelsorgerlichen Aufgabe auch eine mahnende Anfrage an die Politik. Zugleich erklärte Dölker, dass die Kirche nicht auf alle tagesaktuellen Entwicklungen reagieren müsse.

„Geistliche Furchtsamkeit“ überwinden

Die Pädagogin vertrat ferner die Ansicht, dass bei vielen Kirchenmitgliedern eine „eine weit verbreitete geistliche Furchtsamkeit“ bestehe. Es gebe eine Scheu, sich als Christ zu bekennen, um nicht für fromm gehalten zu werden. Als Mitglied im EKD-Leitungsgremium wolle sie dazu beitragen, „dass man sich ganz selbstverständlich zu seinem Glauben und insbesondere zum Herrn der Kirche bekennt“. Dies müsse aber in einer allseits verständlichen Sprache geschehen.

Andersdenkende nicht verunglimpfen

Im Blick auf innerkirchliche Spannungen zwischen verschiedenen evangelikalen und liberalen Strömungen plädierte Dölker für mehr gegenseitiges Verständnis. Man solle einander „nicht immer gleich als Allererstes beurteilen“. Wo mit gegenseitigem Respekt über gegensätzliche Standpunkte diskutiert werde, stelle man oft fest, „dass man dann gar nicht zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen kommt“. Notwendiger Widerspruch gegen theologische Aussagen, die mit der Bibel nicht vereinbar seien, sollte so geschehen, dass Andersdenkende nicht verunglimpft werden. So sei „selbstverständlich“ zu widersprechen, wenn beispielsweise ein Bischof, Theologieprofessor oder Pfarrer erkläre, Jesus sei gar nicht leiblich auferstanden.