2. Dezember 2021

Bischof: Militäreinsatz in Afghanistan ist legitim

Quelle: idea.de

Der nordelbische Bischof Gerhard Ulrich: „Prinzipieller Pazifismus“ für dortige Lage untauglich.

Kiel (idea) – Der Einsatz militärischer Gewalt in Afghanistan nach Ansicht des nordelbischen Bischofs Gerhard Ulrich (Schleswig) weiterhin ethisch legitim. Ein „prinzipieller Pazifismus“ sei für die Beurteilung der Lage dort untauglich, sagte er am 3. Mai auf dem „Forum Nordelbien“ im Plenarsaal des Kieler Landtags.
 

Zwar gelte unverändert die Grundeinsicht christlicher Friedensethik „Krieg darf nach Gottes Willen nicht sein!“. Ziel sei ein gerechter Frieden. Aber das ethische Dilemma bleibe. „Als ultima ratio (letztes Mittel) kann – Gott sei’s geklagt! – auch militärische Gewalt ein Mittel zur Begrenzung von Krieg sein“, sagte der Vorsitzende der Nordelbischen Kirchenleitung bei der Diskussion mit Friedens- und Sicherheitsfachleuten vor rund 150 Zuhörern.

Echter Dialog zwischen Kirche und Bundeswehr

Wie Ulrich forderte auch der schleswig-holsteinische Landtagspräsident Torsten Geerdts (CDU) eine breitere gesellschaftliche Debatte über den Einsatz der Bundeswehr. Nötig sei eine differenzierte Betrachtung der Lage in Afghanistan: „Ziviler Aufbau kann nur dort gelingen, wo staatliche Infrastruktur und öffentliche Sicherheit gewährleistet sind.“ Oberst Hannes Wendroth von der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg plädierte für eine besser abgestimmte Zusammenarbeit von Soldaten und zivilen Entwicklungshelfern: „Wenn wir dazu kämen, Schulter an Schulter dort Aufbauarbeit zu leisten, hätten wir auch mehr Erfolge.“ Zugleich lobte er die differenzierte kirchliche Sicht des Konfliktes. Anders als noch vor 15 bis 20 Jahren gebe es wieder einen echten Dialog zwischen Kirche und Bundeswehr.

Kein militärischer Sieg möglich

„Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass wir in Afghanistan militärisch gewinnen können“, sagte Hans-Georg Ehrhart vom Institut für Friedens- und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg. Auch sollte sich die westliche Allianz bescheidenere Ziele stecken. Es werde nicht möglich sein, die afghanische Gesellschaft „umzukrempeln“. Das unterstrich auch Julia Scherf, Leiterin des Asienreferats der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin. Sie wandte sich gegen eine Verquickung von zivilen und militärischen Strukturen: „Es ist gefährlich für die Helfer, wenn sie zusammen mit Militärs gesehen werden.“ Das „Forum Nordelbien“ stand unter dem Motto „Mehr Fantasie für den Frieden!“. Organisiert wurde es von der Akademie und der Stabsstelle Presse und Kommunikation der Nordelbischen Kirche in Zusammenarbeit mit der Parlamentarischen Gesellschaft Schleswig-Holstein.