6. Dezember 2021

Protest gegen „Titanic“-Titelbild wächst

Quelle: idea.de

Fast 100 Beschwerden über Jesus-Karikatur beim Deutschen Presserat.

Frankfurt am Main (idea) – Der Protest gegen das aktuelle Titelbild des Satiremagazins „Titanic“ (Frankfurt am Main) wächst. Wie der Deutsche Presserat (Berlin) am 8. April der Evangelischen Nachrichtenagentur idea mitteilte, sind bisher fast 100 Beschwerden eingegangen.
 

Auf dem Titel des Magazins ist zu sehen, wie ein Priester vor dem am Kreuz hängenden Jesus kniet. Kritiker deuten die Szene so, dass der Geistliche den Gekreuzigten mit dem Mund sexuell befriedigt. Das Heft spielt damit auf den Missbrauchsskandal in kirchlichen Einrichtungen an. Die Herausgeber bieten den Titel auch als Hintergrundbild für den Computerbildschirm zum Herunterladen an. Der Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main liegen mindestens zwei Anzeigen gegen die verantwortlichen Redakteure für das Titelbild und die Herausgeber vor. Ihnen wird die Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft (Paragraph 166 StGB) vorgeworfen. Die Entscheidung, ob die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnimmt, werde voraussichtlich in der kommenden Woche fallen, sagte Oberstaatsanwalt Jörg Claude am 8. April. Der Beschwerdeausschuss des Deutschen Presserats wird sich voraussichtlich Ende Mai mit den eingegangenen Beschwerden befassen.

CSU-Rechtsexperte sieht Schmähkritik

Während sowohl von der EKD als auch der Deutschen Evangelischen Allianz keine Stellungnahme zu erhalten war, kommt aus der Politik inzwischen scharfe Kritik an der Veröffentlichung. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis (Aschaffenburg) schreibt in der katholischen Zeitung „Die Tagespost“ (Würzburg), die Staatsanwaltschaft müsse einschreiten. Die Meinungsfreiheit gelte nicht schrankenlos. Der Rechtsexperte: „Wenn sie in Beschimpfung (Schmähkritik) ausartete, verlässt sie den Boden der Verfassung und ist nach den Normen des Strafgesetzbuches zu beurteilen. Das gilt auch im vorliegenden Fall.“ Eine größere Missachtung des Kreuzes sei kaum denkbar. Im Online-Netzwerk Facebook protestieren über 1.100 Bürger „aufs Schärfste gegen das aktuelle Titanic Cover“. Das Magazin ist für provozierende Darstellungen und Tabubrüche bekannt.

Rüge wegen Verstoßes gegen die Menschenwürde

Im März hatte Titanic-Online vom Deutschen Presserat eine öffentliche Rüge wegen eines Verstoßes gegen die Menschenwürde (Ziffer 1 des Pressekodex) erhalten. Die Zeitschrift hatte im Internet mehrere Cartoons zum Tod von Fußballtorwart Robert Enke veröffentlicht. Der 32-Jährige hatte sich im November das Leben genommen. Er litt jahrelang an Depressionen. Mit der neuerlichen Kritik gehen die Redakteure gelassen um. Im Internet werden aufgezeichnete Anrufe von Lesern veröffentlicht, die sich über das Titelbild beschweren. Zudem werden Postkarten und Poster der umstrittenen Veröffentlichung zum Kauf angeboten, die man dann in seinem Osterfeuer verbrennen könne, so die Titanic-Redaktion. Das Blatt hat eine Druckauflage von etwa 100.000 Exemplaren. Chefredakteur ist Leo Fischer.