28. Oktober 2021

Kein Strafverfahren gegen „Titanic“

Quelle: idea.de

Blasphemisches Titelbild: Tatbestand der Volksverhetzung nicht erfüllt.

Frankfurt am Main (idea) – Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main wird kein Strafverfahren gegen das Satiremagazin „Titanic“ einleiten. Gegen das April-Titelblatt waren 18 Strafanzeigen eingegangen.
 
Es zeigt einen Priester, der vor dem am Kreuz hängenden Jesus kniet. Kritiker deuten die Szene so, dass der Geistliche den Gekreuzigten mit dem Mund sexuell befriedigt. Sowohl der Tatbestand der Beschimpfung als auch der Volksverhetzung seien nicht erfüllt, teilte die Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft, Doris Möller-Scheu, am 23. April auf idea-Anfrage mit. Satire lebe von der Übertreibung und Verfremdung. Der Titel „Kirche heute“ weise auf die Kritik an der Kirche angesichts des Missbrauchsskandals hin. Die Darstellung gefährde auch nicht den öffentlichen Frieden. Da nicht ein bestimmter Personenkreis, sondern die Kirche als Institution im Mittelpunkt stehe, sei der Tatbestand der Volksverhetzung nicht gegeben. Dem Deutschen Presserat liegen über 150 Beschwerden vor. Er wird sich auf seiner nächsten Sitzung Ende Mai mit der umstrittenen Darstellung auseinandersetzen. Während sich die Kirchen mit einer Bewertung des Titelbildes zurückhielten, übten Unionspolitiker scharfe Kritik. So sagte der Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel (Berlin), gegenüber idea: „Es handelt sich hierbei um eine durchsichtige Provokation zur Steigerung der Auflage, die völlig geschmacklos ist.“ Der Sprecher des Arbeitskreises Engagierter Katholiken in der CDU, Martin Lohmann (Bonn), bezeichnete das Titelbild als „eine üble Beleidigung christlich-religiöser Empfindungen und eine primitive Missachtung von Anstand, Toleranz und Respekt“. Das Blatt hat eine Druckauflage von etwa 100.000 Exemplaren. Zu den Gesellschaftern gehört der Komiker Otto Waalkes (Hamburg).