6. Dezember 2021

In Osteuropa breitet sich depressive Stimmung aus

Quelle: idea.de

Missionsbund „Licht im Osten“ will auch soziale Nöte lindern.

Korntal (idea) – Rund 20 Jahre nach dem Ende der kommunistischen Herrschaft in Osteuropa breitet sich in vielen Ländern eine depressive Stimmung aus. Über Russland habe sich ein „abendlicher Nebel“ gelegt, der die Hoffnung auf ein besseres Leben immer mehr ersticke, berichteten Vertreter osteuropäischer Missionswerke auf der Konferenz zum 90-jährigen Bestehen des Missionsbundes „Licht im Osten“ am 11. April in Korntal bei Stuttgart.
 

Während einige Menschen unvorstellbar reich geworden seien und sich eine kleine wohlhabende Mittelschicht gebildet habe, lebe die Masse der Bevölkerung häufig in extremer Armut. Mit Alkohol und Drogen werde das Elend verdrängt. Der Missionsbund, der mit Hilfe von Medien die Verbreitung der christlichen Botschaft fördert, wolle seinen Partnern auch Mittel zur Linderung sozialer Nöte zur Verfügung zu stellen, sagte Missionsleiter Johannes Lange gegenüber idea. Es bestehe ein wachsender Bedarf an Armenküchen und Kleiderkammern. Zugleich beobachte man eine zunehmende Offenheit für einen lebendigen christlichen Glauben. Viele Menschen begriffen, dass das Befolgen religiöser Riten keine Hilfe gegen Resignation und Enttäuschung sei. Eine echte Alternative sei die Hinwendung zu Jesus Christus, weil daraus Kraft zur Gestaltung des Alltags und zu sozialem Engagement entstehe.

Restriktive Religionsgesetze in Zentralasien

Die Situation in den zentralasiatischen Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion beurteilte Lange als „sehr schwierig“. Islamisch geprägte Länder wie Turkmenistan, Tadschikistan, Usbekistan und Kirgistan hätten restriktive Religionsgesetze erlassen, die die Arbeit christlicher Gemeinden erheblich einschränkten. Für eine staatliche Anerkennung brauchten Gemeinden eine Mindestanzahl an Mitgliedern, was angesichts der übrigen Auflagen oft nicht zu erreichen sei. So dürften Kinder keinen Kontakt zu religiösen Organisationen bekommen, und die Verbreitung von religiöser Literatur an öffentlichen Plätzen sei verboten. Allerdings würden die Gesetze nicht überall umgesetzt, so dass immer wieder evangelistische Aktionen möglich seien. In Kasachstan habe der Präsident die Zustimmung zu einem diskriminierenden Religionsgesetz verweigert.

Kinderzeitschrift „Tropinka“ in neun Sprachen

Der Missionsbund hat neun Tochterorganisationen in Osteuropa und Zentralasien. Er versorgt Missionare und Partnermissionen mit Bibeln, theologischer Literatur, Lebensbeschreibungen und Zeitschriften in 35 Sprachen. Bestseller ist das russischsprachige Zwei-Monats-Magazin „Glaube und Leben“ mit einer Auflage von knapp 100.000 Exemplaren sowie die Kinderzeitschrift „Tropinka“, die in neun Sprachen erscheint und mehr als 1,5 Millionen Leser erreicht. „Licht im Osten“ wurde 1920 in Wernigerode am Harz gegründet, um zusammen mit ehemaligen russischen Kriegsgefangenen die biblische Botschaft unter den Völkern der Sowjetunion auszubreiten. Später zog das Werk nach Korntal bei Stuttgart um und weitete seine Arbeit auf den gesamten Ostblock aus. In den siebziger und achtziger Jahren schmuggelten Mitarbeiter Tausende von Bibeln durch den Eisernen Vorhang. Vorsitzender ist der württembergische Pfarrer Martin Hirschmüller (Ostfildern bei Stuttgart).