6. Dezember 2021

Eklat: Muslime beten in Kathedrale von Cordoba

Quelle: idea.de

Zwei Männer nach Haft wieder frei – Muslimische Jugend entschuldigt sich. Foto: wikipedia/Steven J. Dunlop, Nerstrand, MN

Cordoba (idea) – Für einen Eklat haben junge Muslime aus Österreich in der katholischen Kathedrale von Cordoba in Südspanien – einer ehemaligen Moschee – gesorgt. Sechs von 118 jungen Männern einer Reisegruppe sprachen am 31. März in der Kirche ein muslimisches Gebet, was dort verboten ist.
 

Als Wachleute die Österreicher baten, dies zu unterlassen, soll es Medienberichten zufolge zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. Die vom Wachpersonal gerufene Polizei habe zwei der Männer wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt festgenommen. Zwei Tage später seien sie freigelassen worden. Die Muslimische Jugend Österreich bedauerte den Zwischenfall. Nach den Worten ihres Sprechers Alexander Osman (Linz) waren einige Mitglieder der Reisegruppe von der Schönheit und der spirituellen Atmosphäre der Kathedrale so überwältigt, dass sie sich zu einem spontanen Gebet entschlossen hätten. Keinesfalls habe man damit provozieren oder die religiösen Gefühle der Katholiken verletzen wollen. Spanische Medien hatten von einer gezielten Provokation gesprochen, da die Gruppe mit Funkgeräten ausgestattet gewesen sei. Die Geräte waren laut Osman jedoch nicht eingeschaltet. Man habe sie mitgenommen, weil die Reisegruppe in Spanien mit zwei Bussen unterwegs gewesen sei.

Ehemals größte westliche Moschee

Die Kathedrale von Cordoba hat eine bewegte religiöse Geschichte. Sie wurde im 8. Jahrhundert während der muslimischen Besatzung von Teilen Spaniens von den Mauren als damals größte und wichtigste Moschee der westlichen Welt gebaut – auf den Grundmauern der katholischen Kathedrale aus dem 5. Jahrhundert. Nach der Wiedereroberung durch die Spanier wurde die Moschee 1236 erneut zur Kathedrale geweiht. Muslimische Organisationen fordern seit mehreren Jahren, dass die Kirche auch als Moschee genutzt werden soll. Die Diözese Cordoba lehnt dies jedoch strikt ab, weil eine gemeinsame Nutzung nicht zu einem friedlichen Zusammenleben beitrage. Mit gleicher Berechtigung könnte man dann fordern, dass einige der großen einstigen Kathedralen im Mittelmeerraum, die Moscheen wurden, wieder für christliche Gottesdienste geöffnet werden, heißt es in spanischen Kirchenkreisen. Als Beispiele werden die Johannes-Kathedrale in Damaskus und die Hagia Sophia in Istanbul genannt. Die 1996 gegründete Muslimische Jugend Österreich hat nach eigenen Angaben rund 4.000 Mitglieder.