6. Dezember 2021

Ägypten: Sicherheitskräfte zerstören christliches Zentrum

Quelle: idea.de

Ägypten: Pfarrer und seine Frau wurden bei gewaltsamer Räumung geschlagen.

Luxor/Frankfurt am Main (idea) – In Ägypten haben Sicherheitskräfte ein christliches Gemeindezentrum gewaltsam geräumt und weitgehend zerstört. Betroffen ist die anglikanische Gemeinde in Luxor, 720 Kilometer südlich der Hauptstadt Kairo.
 

Bis auf einen Gebetsraum sei das gesamte Zentrum mit einer Wohn- und Nutzfläche von rund 3.000 Quadratmetern am 18. März von Planierraupen eingerissen worden, berichtete die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (Frankfurt am Main) am 31. März. An der Aktion seien rund 500 Polizisten und Angehörige des Staatssicherheitsdienstes beteiligt gewesen. Bei der Räumung hätten sie Pfarrer Mahrous Karam und seine Frau Sabah geschlagen und mit ihrem dreijährigen Sohn aus der Wohnung gezerrt. Hintergrund der Aktion sind geplante archäologische Ausgrabungen auf dem Gelände der anglikanischen Kirche. Dazu Karam: „Wir haben nichts dagegen, das Gemeindezentrum an dieser Stelle aufzugeben.“ Man wolle aber ein Ersatzgebäude. Auch eine muslimische Gemeinde ist von dem Ausgrabungsprojekt betroffen. Sie erhielt jedoch ein Ersatzgebäude mit 20 Wohnungen. Karam fordert Gleichbehandlung. In den ersten Monaten dieses Jahres und 2009 ist es in Ägypten zu mehreren Übergriffen auf die christliche Minderheit gekommen. IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin fordert: „Die europäischen Regierungen müssen endlich handeln und die Einhaltung internationaler Menschenrechtsverträge, die auch Ägypten ratifiziert hat, wirksam einfordern.“ Von den rund 80 Millionen Einwohnern Ägyptens sind 87 Prozent Muslime und 10 Prozent orthodoxe Kopten. Außerdem gibt es kleinere Gruppen von Katholiken und Protestanten.