18. Mai 2022

Keine Kritik mehr am Islam?

Quelle: ideaPressedienst Dienstag, 9. März 2010.

Der stellvertretende Vorsitzende des Instituts für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz, Kirchenrat i.R. Albrecht Hauser. Foto: Lothar Rühl

Zur Debatte um „Islamophobie“: Wenn Maulkörbe verteilt werden
 

Kommentar von Albrecht Hauser

Ein schillerndes Schlagwort – die sogenannte „Islamophobie“ (die Angst vor dem Islam) – geistert durch die Medien. Selbst in den deutschen Feuilletons und in Talkshows wird damit versucht, Kritik am Islam durch absurde Vergleiche unmöglich zu machen. Maulkörbe werden verteilt und Islamkritiker in die Ecke von Hasspredigern, Rassisten und Antisemiten gestellt. Da „Phobien“ etwas mit krankhafter Wahrnehmung und angstbesetzter Einbildung zu tun haben müssen, soll wohl angenommen werden, dass alle, denen dieser Makel der „Islamophobie“ angehaftet wird, nicht ganz normal sein können und einer nachhaltigen Therapie bedürfen. In was für einer Welt aber würden wir heute noch leben, wenn nicht wahrheitsliebende Männer und Frauen, von Sokrates bis Bonhoeffer, den Mut aufgebracht hätten, konstruktive Religions- und Ideologiekritik zu üben?

Islamophobie gleich Antisemitismus?
Der Begriff „Islamophobie“ wird kontrovers diskutiert. Er wird aber schon länger von islamischen Organisationen und Interessenvertretern als Mittel zur Tabuisierung von Kritik am Islam überhaupt eingesetzt. So hat der türkische Ministerpräsident schon 2005 sich im Europarat bemüht, Islamophobie in gleicher Weise wie Antisemitismus zu ächten. Nach dem Schweizer Minarett Referendum vom November sagte er, Islamophobie sei wie Antisemitismus „ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Bei einem Treffen der Außenminister der Organisation der islamischen Konferenz im Mai 2007 in Islamabad haben sich diese erdreistet, „Islamophobie“ als die „schlimmste Form des Terrorismus“ zu bezeichnen. Hohe islamische Geistliche meinen sogar, wer den Islam kritisiere, gefährde den Weltfrieden.

Weder Feindbild noch Wunschbild
Wo aber eine solche Haltung propagiert wird, ist der Weg in eine freiheitliche demokratische Zivilgesellschaft noch recht lang und steinig. Gerade aber, weil dieses geschichtlich hart erkämpfte Gut nicht verloren gehen darf und die Würde jedes einzelnen Menschen unantastbar bleiben muss, können und dürfen wir nicht darauf verzichten, auch kritische Fragen an den real existierenden Islam in Geschichte und Gegenwart zu stellen. Gleichzeitig ist darauf zu achten, dass wir weder einem „Feindbild Islam“ noch einem „Wunschbild Islam“ erliegen. Zeitgeistbedingt geht der moderne Mensch aber wohl von der Annahme aus, alle Religionen seien mehr oder weniger nur kulturell bedingte „Blaupausen“ ein und derselben Grundstruktur des Religiösen, so dass auch der Islam mit etwas verständnisvoll entgegenkommendem Dialog und mit gutem Willen sich bald den europäischen Gegebenheiten anpasse. Islamkritik wird in diesem erhofften multikulturellen „Kulturbiotop“ als Störfaktor empfunden. Manchen tut wohl auch noch leid, dass angesichts der global vernetzen Medienlandschaft es nicht mehr so gut wie früher gelingt, mangelnde Religionsfreiheit und die Situation vom Minderheiten in islamischen Ländern als ein Phänomen darzustellen, das eigentlich nichts direkt mit dem Islam zu tun habe und darüber auch möglichst nicht viel berichtet werden sollte, um den Dialog nicht zu stören.

Wie der Islam mit Kritikern umgeht
Kann man aber in einer globalisierten Welt ausblenden, was da geschieht, wo der Islam das Sagen hat, und wie er dort mit Minderheiten, Abweichlern und Kritikern in den eigenen Reihen umgeht? Wie ehrlich sind wir eigentlich? Nicht die „political correctness“, sondern die Wahrheit in Liebe macht uns frei. Dies sollten wir in der Passionszeit nicht vergessen.

(Der Autor, Kirchenrat i. R. Albrecht Hauser (Korntal bei Stuttgart), ist 2. Vorsitzender des Instituts für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz.)

Schauen Sie den Beitrag: „Dr. Udo Ulfkotte – SOS Abendland