18. Mai 2022

Erzbischof rechnet mit Auflösung des Lutherischen Weltbundes

Quelle: idea.de

Walter Obare rechnet mit einer baldigen Auflösung des Lutherischen Weltbundes.

Nürnberg (idea) – Mit einer baldigen Auflösung des Lutherischen Weltbundes (LWB) rechnet der Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kenia, Walter Obare Omwanza (Nairobi).
 

Viele Mitgliedskirchen seien nicht bereit, die derzeitigen theologischen, ethischen und kirchenpolitischen Tendenzen in dem 1947 gegründeten Dachverband von 140 lutherischen Kirchen weiter hinzunehmen, sagte er bei der 9. Versammlung des Arbeitskreises Bekennender Christen in Bayern am 13. März in Nürnberg. Nach Angaben Obares stellen mehrere Bischöfe zentrale christliche Aussagen in Frage, etwa die leibliche Auferstehung Jesu Christi oder die biblischen Berichte über Wunder. Auch die Zehn Gebote würden zunehmend außer Kraft gesetzt. Abtreibungen, die eindeutig gegen das Tötungsverbot verstießen, würden toleriert. Entgegen den klaren Anweisungen der Bibel segneten manche LWB-Mitgliedskirchen gleichgeschlechtliche Partnerschaften und weihten praktizierende Homosexuelle zu Priestern und Bischöfen. Auch die Ordination von Frauen zu Pfarrerinnen sei mit dem Neuen Testament nicht vereinbar. Einen Verstoß gegen das lutherische Selbstverständnis sieht der Erzbischof auch in Überlegungen, LWB-Vollversammlungen künftig nur noch in Verbindung mit anderen konfessionellen Weltbünden abzuhalten. Ohne eine grundlegende Kursänderung stehe der LWB mittelfristig vor dem Aus, so Obare.

Kein Ende des Luthertums

Das bedeute allerdings nicht das Ende des Luthertums. In allen Kirchen gebe es bekenntnistreue Lutheraner. Dies habe 2005 innerhalb der lutherischen Volkskirche von Schweden zur Gründung einer „Missionsprovinz“ geführt, die theologisch konservative Positionen vertritt und unter anderem die Frauenordination ablehnt. Obare hatte Pfarrer Arne Olsson zum Bischof der „Missionsprovinz“ geweiht. Wegen dieser „Einmischung in Angelegenheiten außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs“ entzog ihm daraufhin der LWB die Beauftragung als Theologischer Berater. Die schwedische „Missionsprovinz“ umfasst inzwischen rund 40 Gemeinden und 21 Pfarrer. Weltweit gibt es knapp 73,8 Millionen Lutheraner, von denen rund 70 Millionen einer LWB-Mitgliedskirche angehören. Ein weiterer Dachverband ist der konservativere Internationale Lutherische Rat (ILC).