30. Juni 2022

Nürnberg: Stadt und Kirche begrüßen Führungskräftekongress 2011

Quelle: idea.de

Nürnberg (idea) – Kein entscheidendes Wirtschaftswachstum für dieses Jahr erwartet der Vizepräsident des Bundes der Deutschen Industrie (BDI), Friedhelm Loh (Haiger/Mittelhessen). Wie er bei einem Impulstag für den nächsten Kongress Christlicher Führungskräfte 2011 am 27. Februar in Nürnberg sagte, sieht er gegenwärtig keine Impulse für den Arbeitsmarkt.
 

Während der Konsum 2009 noch vergleichweise stark gewesen sei, werde er in diesem Jahr deutlich schwächer ausfallen. Vielen Firmen drohe dadurch die Zahlungsunfähigkeit. Er halte die Prognosen der Bundesregierung deshalb für „sehr optimistisch“. Eine Herausforderung für viele Firmen in Deutschland sieht Loh darin, dass Erkenntnisse schneller in die Praxis umgesetzt werden müssten. „Da tun wir uns schwer“, so Loh, der weltweit rund 10.400 Mitarbeiter in mehr als 70 Unternehmen hat und im vergangenen Jahr als einer der „Top-Arbeitgeber in Deutschland“ ausgezeichnet wurde.

Loh: Tischgebet bei Geschäftsessen die „beste Form der Evangelisation“

Die Finanz- und Wirtschaftskrise habe aber gezeigt, dass die Welt innerhalb weniger Monate völlig anders aussehen könne. Als Unternehmer müsse man dann vielfach schneller handeln, als man das den Mitarbeitern erklären könne, um die Firma zu retten. „Das sind mitunter Konflikte, die man persönlich sehr dramatisch erlebt.“ Loh machte Unternehmern Mut, ihren christlichen Glauben auch im Alltag zu bekennen. Für ihn persönlich sei das Tischgebet etwa beim Essen mit Geschäftspartnern die „beste Form der Evangelisation“, weil man so mit Menschen ins Gespräch komme. Das Interesse an Glaubensfragen in der Gesellschaft sei groß, da viele merkten, dass ihnen der Maßstab und das Wertegeländer, das der christliche Glaube biete, abhanden gekommen sei und sie keinen Ersatz gefunden hätten. Dabei biete das Christentum eine „Wahnsinnskombination“ – nämlich so zu leben, wie Gott es von uns möchte. Loh: „Und wenn das nicht klappt, gibt es noch die Vergebung durch Jesus Christus.“ Das weiterzugeben, lohne sich.

Beckstein: Worüber öffentlich debattiert werden muss

Der Vizepräses der EKD-Synode und frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU, Nürnberg) forderte ein „neues Denken“. Wirtschaft und Gesellschaft dürften sich nicht länger an kurzfristigen Erfolgen und Gewinnen orientieren. Vielmehr müsse der Mensch selbst wieder in den Mittelpunkt rücken. Mit Bezug auf die vom FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle angestoßene Hartz IV-Debatte, erklärte Beckstein, eine Gesellschaft trage immer auch Verantwortung für ihre schwächsten Glieder. Allerdings sei das Sozialhilfe-System in seiner jetzigen Ausprägung verbesserungsfähig. Unterstützung dürfe nicht so aussehen, „dass den Betroffenen einfach etwas gegeben wird“, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Die Arbeit für einen Euro pro Stunde sei durchaus zumutbar. Beckstein verwies ferner auf den hohen Anteil „ausländischer Mitbürger“ unter den Hartz IV-Empfängern. Allein in Nürnberg seien es 44 Prozent; nehme man die Zahl der eingebürgerten Ausländer hinzu, machten sie weit mehr als die Hälfte der Hartz IV-Empfänger der Stadt aus. „Auch darüber muss man öffentlich debattieren dürfen“, erklärte Beckstein.

Kritik an Krippen- und Ganztagsschulangeboten

Kritik übte der Politiker auch an Krippen- und Ganztagsschulangeboten für Kinder. Es sei ein völlig verkehrtes Signal, Eltern, die ihre Kinder zuhause betreuen möchten, das Elterngeld nicht auszahlen zu wollen, sondern stattdessen Gutscheine zu verteilen, erklärte er. „Was für Asylbewerber unwürdig ist (nämlich Konsum-Gutscheine zu verteilen statt Geld auszuzahlen – Anm. d. Red.), soll für Eltern, die sich Zeit für ihre Kinder nehmen, angemessen sein?“ In dieser Frage müsse er auch seine eigene Kirche kritisieren, die sich eher für Asylanten einsetze als für Familien, sagte Beckstein. Ebenso besorge es ihn, dass man in der Extremismus-Debatte sogar „aus den eigenen Reihen“ angegriffen werde, wenn man „Linksextremisten als solche bezeichnet“. Und das obwohl die Zahl linksextremistischer Straftaten in beunruhigender Weise zugenommen habe. Es lasse sich nicht leugnen, dass die Linkspartei zumindest zum Teil linksextreme Wurzeln habe – nämlich in ihren Vorgängerparteien PDS und SED.

„Der größte Wertekongress in Deutschland“

Nach Worten des Wirtschaftsreferenten Nürnbergs, Roland Fleck, freue sich die Stadt, dass der Kongress christlicher Führungskräfte vom 24. bis 26. Februar 2011 bereits zum zweiten Mal nach 2005 in einer der größten Wirtschaftsregionen Europas zu Gast sei. Die Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern hieß den Kongress ebenfalls „herzlich willkommen“. Die bayerische Landeskirche halte es für dringend notwendig, dass besonders der Wert der christlichen Gerechtigkeit wieder stärker betont werde. Der Vorsitzende des Kongresses, Pastor Horst Marquardt (Wetzlar), betonte, dass der Kongress von einer breiten Allianz aus Unternehmerverbänden, landes- und freikirchlichen sowie freien Werken getragen werde. Unterstützer sind unter anderem der Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer (AEU), der Bund Katholischer Unternehmer (BKU), die Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute (IVCG), die Verbände „Christen in der Wirtschaft“ (CiW) und „Christen im Beruf“ sowie die Geistliche Gemeinde-Erneuerung. Der stellvertretende Kongress-Vorsitzende, der Unternehmer und Chef von „tempus-Consulting“, Jörg Knoblauch (Giengen bei Ulm), bezeichnete den Kongress als „Gebetserhörung und Erfolgsgeschichte“. Der Anspruch vor der ersten Veranstaltung 1999 in Fellbach (bei Stuttgart) sei gewesen, „ein Bundesligaspiel in Sachen Wertetraining zu etablieren“. Bis dahin habe es Vergleichbares nur auf regionaler Ebene gegeben. Heute sei der Führungskräftekongress „der größte Wertekongress in Deutschland“, so Knoblauch. In Düsseldorf nahmen 2009 mehr als 3.800 Verantwortungsträger aus Kirche, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft teil. Verantwortet wird er von der Evangelischen Nachrichtenagentur idea in Zusammenarbeit mit tempus-Consulting unter dem Motto „Mit Werten in Führung gehen“.