30. Juni 2022

EKD stellt Weichen für Käßmann-Nachfolge

Quelle: idea.de

EKD stellt Weichen für Käßmann-Nachfolge.

Tutzing (idea) – Wenige Tage nach dem Rücktritt der EKD-Ratsvorsitzenden, Landesbischöfin a.D. Margot Käßmann (Hannover), hat das Leitungsgremium die Weichen für die Nachfolge gestellt. Die 51-jährige Theologin hatte ihre Kirchenämter am 24. Februar niedergelegt, nachdem sie vier Tage zuvor in Hannover betrunken Auto gefahren war und eine rote Ampel missachtet hatte.
 

Ihr droht ein Strafverfahren. Käßmann war Ende Oktober als erste Frau an die Spitze des Leitungsgremiums der EKD gewählt worden, die 24,5 Millionen Kirchenmitglieder repräsentiert. Bis zur geplanten Neuwahl bei der EKD-Synode vom 5. bis 10. November in Hannover nimmt der bisherige Stellvertreter, der rheinische Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), die Amtsgeschäfte wahr. Das an Lebensjahren nach Schneider älteste Mitglied unter den jetzt 13 Ratsmitgliedern, der 1948 geborene Hamburger Journalist Uwe Michelsen, wird ihn vertreten. Das wurde auf der Ratssitzung am 26. und 27. Februar in Tutzing bei München beschlossen. Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Johannes Friedrich (München), äußerte am Rande der Tagung den persönlichen Wunsch, dass der 62-jährige Schneider bis zum Ende der sechsjährigen Amtszeit Ratsvorsitzender bleibe.

Schneider: Kontinuität mit Huber und Käßmann

Schneider sagte vor Journalisten in Tutzing, er wolle die Arbeit der früheren Ratsvorsitzenden Bischof a.D. Wolfgang Huber (Berlin) und Landesbischöfin a.D. Käßmann zielstrebig fortsetzen und mit eigenen Akzenten versehen. Das gelte besonders für eine „an der Leitvorstellung des gerechten Friedens orientierte Friedenspolitik, in Afghanistan und anderswo“, für die „kraftvolle Weiterentwicklung“ des EKD-Reformprozesses“, sowie für „Solidarität und Gerechtigkeit in der Gesellschaft und für eine dem entsprechende Sozial- und Wirtschaftsethik.“

Göring-Eckardt: Käßmann bleibt wichtige Stimme

Mitglied des Rates ist aufgrund ihres Amts auch die Präses der EKD-Synode, Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt. Sie hob hervor, dass Käßmanns Rücktritt „einen noch gar nicht ermessenen Verlust“ für die evangelische Kirche darstelle: „Wir sind uns in dem Wunsch einig, dass Margot Käßmann eine wichtige Stimme im deutschen Protestantismus bleibt.“

EKD-Kirchenamtspräsident bleibt bis Ende November

Schneider gab auch einige Personalbeschlüsse bekannt. Der Präsident des EKD-Kirchenamts, Hermann Barth (Hannover), habe sich aufgrund der besonderen Ereignisse bereit erklärt, nicht wie geplant Mitte des Jahres in den Ruhestand zu treten, sondern sein Amt bis Ende November ausüben. Der scheidende Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Hans-Jürgen Papier (Karlsruhe), wird künftig der EKD-Kammer für Öffentliche Verantwortung vorstehen. Zum Vorsitzenden der Kammer für soziale Ordnung wurde der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Gustav Adolf Horn berufen. Er leitet das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung in Düsseldorf. Vorsitzender der Kammer für Theologie wird Prof. Christoph Markschies, Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin.