30. Juni 2022

Choräle sind beliebter als Anbetungslieder

Quelle: idea.de

Die meisten Gottesdienstbesucher singen gerne mit. Foto: Pixelio/Hofschläger

Paderborn (idea) – Die meisten Kirchgänger singen lieber Choräle oder traditionelle Geistliche Lieder als moderne Anbetungssongs. Das geht aus einer Studie der Universität Paderborn über das Singen im Gottesdienst hervor. Sie wurde von der Liturgischen Konferenz der EKD in Auftrag gegeben und am 8. Februar vorgestellt.
 

75 Prozent der 4.644 Befragten singen gerne die alten Klassiker, aber auch Lieder von meist volkskirchlich geprägten Komponisten aus dem 20. Jahrhundert. Auch Liturgische Gesänge stehen mit 67 Prozent hoch im Kurs. Dagegen singen nur 46 Prozent gerne Lieder aus der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé (Burgund/Frankreich) und fremdsprachige Texte. 30 Prozent mögen moderne Anbetungslieder, die meist aus der evangelikalen Bewegung stammen. Jüngere Kirchgänger bis zu 30 Jahren ziehen jedoch fremdsprachige und Neue Geistliche Lieder den Chorälen vor. Je älter die Befragten sind, desto mehr nimmt die Freude an fremdsprachigen Texten ab. Von den 70- bis 79-Jährigen können sich nur fünf Prozent mit solchen Liedern anfreunden, bei den Über-80-Jährigen sind es drei Prozent. Als Begleitung werden vor allem Orgel, Klavier oder Keyboard bevorzugt.

Ältere singen lieber als Jüngere

Je älter die Gottesdienstbesucher sind, desto lieber singen sie im Gottesdienst mit. Am größten ist die Begeisterung bei den 70- bis 79-Jährigen. Zudem singen Frauen lieber mit als Männer. Mehr als zwei Drittel (68,5 Prozent) der Befragten gab an, immer im Gottesdienst mitzusingen. Jeder Vierte (24,3 Prozent) tut das meistens. Selten oder nie singen 5,9 Prozent bzw. 1,2 Prozent. Außerhalb der Kirche ist die Freude am Gesang weniger ausgeprägt: 53 Prozent singen bei Familienfesten, 50 Prozent mit den Kindern und 44 Prozent trällern im Auto. In der Badewanne oder Dusche singt gut jeder Fünfte (21 Prozent). Für die meisten ist der Gesang wichtig (43 Prozent) oder sehr wichtig (42 Prozent). Nur 8,6 Prozent gaben an, ungern zu singen. Fast zwei Drittel (64,8 Prozent) hält seine Stimme zudem für gut oder sehr gut.

Mehr Sangesfreude in der Kirche

Die Verfasser weisen darauf hin, dass die Studie nicht repräsentativ für alle Kirchgänger sein kann: „Möglicherweise haben nur die besonders motivierten Gottesdienstbesucher geantwortet.“ Allerdings könne man aus der Erhebung ablesen, dass die Motivation, im Gottesdienst mitzusingen, stärker sei als vermutet. Die Sangesfreude sei bei den Befragten offenbar deutlich ausgeprägter als im Durchschnitt der Bevölkerung. Zum Vergleich verweisen die Autoren auf eine Studie des evangelischen Monatsmagazins „Chrismon“ aus dem Jahr 2007: Dort gaben die meisten (48 Prozent) an, im Auto zu singen. Das Singen im Gottesdienst landete mit 34 Prozent auf Platz drei hinter dem Singen mit Kindern (41 Prozent). Die Autoren der aktuellen Studie ermutigen dazu, die Vorlieben der jüngeren Generation (Rock, Pop usw.) bei der Gottesdienstgestaltung mehr zu berücksichtigen. Die Ausbildung von Kirchenmusikern sollte ein breites Spektrum an Musikstilen abdecken.