28. Januar 2022

Äußerungen von Bischöfin Junkermann sorgen für Kritik

Quelle: idea.de

Ilse Junkermann hat sich für eine differenzierte Aufarbeitung der Geschichte der DDR ausgesprochen. Foto: ekm

Ilse Junkermann hat sich für eine differenzierte Aufarbeitung der Geschichte der DDR ausgesprochen. Foto: ekm

Wittenberg/Erfurt/Magdeburg (idea) – Für Kritik sorgen Äußerungen der Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann (Magdeburg).
 

Sie hatte sich vor der in Lutherstadt Wittenberg tagenden Synode für eine differenzierte Aufarbeitung der Geschichte der DDR ausgesprochen. Wörtlich hatte sie erklärt: „Auch wenn viele in unserer Kirche während und unter der DDR-Zeit gelitten haben und sich berechtigt als Opfer verstehen, sollten wir Menschen, die dem Regime nahe standen, nicht in Schubladen sperren. Mit Menschen in Schubladen lässt sich nicht reden und nicht Gesellschaft bauen.“ Eine Versöhnung mit denen, die andere einst bespitzelt und verraten haben, sei eine Aufgabe, die „noch mehr vor als hinter uns liegt“. Kritik an den Äußerungen übten die Beauftragten für Stasi-Unterlagen von Thüringen und Sachsen-Anhalt, Hildigund Neubert (Erfurt) und Gerhard Ruden (Magdeburg). Wie Frau Neubert gegenüber idea sagte, hätte sich Frau Junkermann vor derartigen Äußerungen gründlicher informieren und sich in den Kreisen der Opferverbände und der Aufarbeitung der SED-Diktatur umhören sollen. Es sei bereits viel an Aufarbeitung geschehen. Sie sei gern bereit, die Landesbischöfin „in diese Thematik einzuführen“. Neubert kritisierte, dass viele ehemalige Täter eine „pauschale Vergebung“ wollten ohne vorherige Buße und Reue. „Doch das ist eine Art der Differenzierung, die wir Christen und auch aus biblischer Sicht nicht leisten können.“ Wenn Kirche auf der Seite der Schwachen stehen wolle, sollte sie sich lieber dafür einsetzen, dass Opfern der DDR-Diktatur endlich zu ihrem Recht verholfen werde – etwa angemessenen Renten.

Stasi-Landesbeauftragter: Es braucht Partner, die sich ihrer Verantwortung stellen

Ihr Kollege aus Sachsen-Anhalt, Gerhard Ruden, hatte sich gegenüber MDR1 Radio Sachsen-Anhalt ebenfalls kritisch zu den Aussagen der Landesbischöfin geäußert. „Die meisten der Verantwortlichen aus SED und MfS ducken sich doch ab und geben sich nicht zu erkennen“, sagte er. Er verstehe nicht, warum die Landesbischöfin diese Initiative ergriffen habe, so Ruden. Für Versöhnung brauche es einen Partner, der sich seiner Verantwortung für die Vergangenheit stelle. Weithin sei unter ehemaligen Verantwortungsträgern aber das Gegenteil der Fall. Sie rechtfertigten Wahlbetrug, Mauertote und die Rechtsordnung der DDR im Nachhinein.