30. Juni 2022

Marsch für das Leben von Protesten begleitet

Quelle: idea.de

1.000 Teilnehmer erinnern an die jährlich rund 250.000 Abtreibungen.

Berlin (idea) – Von massiven Protesten begleitet war ein „Marsch für das Leben“ von Abtreibungsgegnern am 26. September in Berlin. Rund 1.000 Christen erinnerten an die rund 250.000 Kinder, die nach Schätzungen von Lebensrechtsgruppen jährlich im Mutterleib getötet werden.

Die überwiegend in schwarz gekleideten Demonstranten trugen weiße Kreuze. Der katholische Weihbischof Andreas Laun (Salzburg) sagte auf einer Kundgebung am 26. September vor dem Berliner Rathaus, es sei Wahnsinn, Leben zu hassen und zu vernichten. Es werde mit Sicherheit eine „Umkehr von der grauenhaften Ideologie der Lebensfeindlichkeit“ geben. Feministinnen, die sich für das Recht auf Abtreibung aussprechen, arbeiteten in Wirklichkeit gegen die Frauen.

Gegendemonstranten: „1.000 Kreuze in die Spree“

Etwa 1.000 Gegendemonstranten eines Bündnisses „gegen christlichen Fundamentalismus“ trugen Plakate mit Losungen wie „1.000 Kreuze in die Spree“, „Orgasmus statt Abendmahl“ und „Feminismus ist die Antwort“. Nach Angaben von Weihbischof Laun zündeten Gegner des Schweigemarsches eine Bibel an und warfen sie vor die Füße der Christen. Zahlreiche Gegendemonstranten hatten sich zudem in die Kundgebung des „Marsches für das Leben“ gemischt und schwenkten Kondome und Kunstpenisse. Die Reden begleiteten sie mit Trillerpfeifen, höhnischem Applaus und „Hölle, Hölle, Hölle“-Rufen. Zu den Unterstützern des Bündnisses gehören unter anderem die Partei „Die Linke“ und die „Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung“ (Pro Familia). Die „Pro Familia“-Bundesvorsitzende, Gisela Notz (Frankfurt am Main), sagte gegenüber der linksalternativen „tageszeitung“ (taz): „Die Entrechtung steht hinter der Kampagne der Lebensschützer. Als bestimmende Autorität setzen die Lebensschützer stattdessen auf Gott. Das ist christlicher Fundamentalismus in Reinform.“

„Ich stehe hier als Mörderin“

Auf der Kundgebung sprach eine Frau über ihre Erfahrungen nach einer Abtreibung. „Ich stehe hier als Mörderin, die weiß, dass Gott ihr vergeben hat“, sagte Christina Schäfer (Berlin). Sie habe nach dem Schwangerschaftsabbruch an Albträumen und Depressionen gelitten. Wenn sie gewusst hätte, wie weit ein ungeborenes Kind in der sechsten Woche bereits entwickelt ist, hätte sie sich gegen eine Abtreibung entschieden.

Bischof Huber: Ein gutes Zeichen

Der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, schrieb in einem Grußwort: „Man muss feststellen, dass die gut gemeinte Formel vom rechtswidrigen, aber straffrei bleibenden Schwangerschaftsabbruch dem allgemeinen Rechtsbewusstsein nicht wirklich zu vermitteln war. Nur noch wenige Menschen wissen, was in Fragen des Schwangerschaftsabbruchs in unserer Rechtsordnung verboten oder erlaubt, rechtswidrig oder rechtmäßig ist. Insofern ist es gut, wenn der Schweigemarsch ‚1000 Kreuze für das Leben’ und der anschließende ökumenische Gottesdienst zum wiederholten Male ein Zeichen für das Leben setzen.“ Der Erzbischof von Berlin, Georg Kardinal Sterzinsky, äußerte in einem schriftlichen Grußwort seine „volle und uneingeschränkte Unterstützung“.

Rüttgers: Nicht mit „Kultur des Todes“ abfinden

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) schrieb, es gehöre zu den Widersinnigkeiten der Moderne, dass das Leben Ungeborener massenhaft getötet werde. Dies sei eine „Kultur des Todes“. Der Marsch für das Leben sei „ein Pfahl im Fleische derjenigen, die sich damit abgefunden haben“. In einem gemeinsamen Grußwort forderten die Vorsitzenden der Jungen Union und der Senioren-Union, Philipp Mißfelder und Prof. Otto Wulff (beide CDU) „werdende Mütter nicht allein zu lassen, sondern sie zu bestärken und ihnen mit umfassender Beratung zur Seite zu stehen“. Es müsse gelingen, dass Kinder als Bereicherung des Lebens und Geschenk Gottes angesehen werden. Das übergeordnete Ziel des Lebensschutzes gelte auch auf Feldern wie dem konsequenten Verbot aktiver Sterbehilfe oder der verbrauchenden Stammzellforschung.

Eier im Gottesdienst

Der Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), Hans-Jörg Voigt (Hannover), sagte bei einem ökumenischen Gottesdienst in der katholischen St. Hedwigs-Kathedrale, im Jahr 2008 seien nach offiziellen Angaben 114.484 Kinder abgetrieben worden; dies entspreche einer Stadt von der Größe Fürths. Der Staat sei daran finanziell in erheblichem Maße beteiligt. Geld, Zeit und Liebe der Kirchen reichten offensichtlich nicht aus, um Schwangere ausreichend zu unterstützen. Christen müssten sich fragen, ob sie nur fromme Prinzipien oder die Verzweiflung und Not werdender Mütter im Blick hätten. Eine Störerin ließ während der Predigt mehrere Eier fallen und wurde von der Polizei abgeführt. Die Teilnehmer des Gottesdienstes in der St. Hedwigs-Kathedrale dankten der Berliner Polizei mit stehenden Ovationen für ihren Einsatz.